- Dieses Thema hat 8 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 11 Jahren, 5 Monaten von Mervelius.
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23. September 2012 um 15:14 Uhr #8201
Von einer neuen europäischen Studie, an der auch die Uniklinik Düsseldorf beteiligt ist, berichtet RP-online. Es geht darum, dass mit Hilfe einer kleinen Hautentnahme die Gene von Hautbakterien untersucht werden sollen, um herauszufinden, wie durch die Bakterien Allergien beeinflusst werden können.
“Testpersonen in der Forschung
VON UTE RASCH – zuletzt aktualisiert: 14.05.2012Im Dienste der Wissenschaft kommen zurzeit Menschen, die an Neurodermitis oder Schuppenflechte leiden, zu einem kurzen Besuch in die Hautklinik der Uni. Dort werden ihnen winzige Hautpartikel entnommen. Den Hintergrund erläutert Klinikchef Professor Bernhard Homey: „Mit einem völlig neuen Analyse-Verfahren können wir nun die Gene der Bakterien auf der Haut untersuchen.“ Von ihnen ist grundsätzlich jede Haut besiedelt, gesunde und kranke.
Die Dermatologen sind an einem spektakulären europäischen Projekt mit zehn Partnern beteiligt. Sie wollen wissen, wie die Bakterien auf der Haut Allergien beeinflussen können. „Wir wissen, dass es gute und schlechte Bakterien gibt“, so Homey. Sein Ziel ist es, stark vereinfacht gesagt, die schlechten gegen die guten auszutauschen, um so Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte in frühem Stadion unterdrücken zu können. Das wäre eine neue Dimension in der Behandlung, auf die viele Patienten schon seit Langem warten.
Quelle: jco”30. September 2012 um 14:29 Uhr #45774Klingt zu schön, um wahr zu sein.
Aber Ergebnisse werden wahrscheinlich erst in nicht all zu naher Zukunft vorliegen, oder?
5. Oktober 2012 um 10:29 Uhr #45772@Mervelius 46020 wrote:
Klingt zu schön, um wahr zu sein.
Aber Ergebnisse werden wahrscheinlich erst in nicht all zu naher Zukunft vorliegen, oder?
Klar, wenn diese Studie jetzt läuft, wird es noch dauern, bis die Ergebnisse vorliegen. Und egal, was herauskommt, wird man noch etliche weitere Studien brauchen, bis gegebenenfalls lehrbuchreife Erkenntnisse vorliegen und neue Therapien eingeführt werden.
Aber ich finde es einfach hochinteressant, dass die wissenschaftliche Forschung bezüglich der ND inzwischen nicht mehr nur nach immer neuen Möglichkeiten sucht, die Symptome zu lindern, indem das Immunsystem herunterzureguliert wird oder indem Infektionen mit Antibiotika oder Antiseptika bekämpft werden (was das eigentliche, zugrundeliegende Problem aber nicht beseitigt, jedoch zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringt) , oder indem man defekte Gene sucht (die man eigentlich nicht beeinflussen kann). Sondern dass man nach den Bakterien und ihrem Zusammenspiel auf der Haut und ihrem Einfluss auf den menschlichen Organismus schaut, und versucht, dem Mechanismus von Allergieentwicklungen auf diese Weise besser auf die Spur zu kommen.
Das Thema Bakterien auf Haut und Schleimhäuten scheint überhaupt in letzter Zeit in der Forschung in vielen Bereichen interessant geworden zu sein. Z.B. wird ja auch zunehmend die Rolle der physiologischen Darmflora und Folgen einer gestörten Darmflora erforscht, die offensichtlich enorme Auswirkungen auf das ganze Immunsystem hat, möglicherweise auch noch ganz andere Auswirkungen (Autismus-Entstehung?…)
Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass eine “Störung der physiologischen Bakterienflora-Hypohese” verschiedene bisherige Hypothesen unter einen Hut bringen könnte: Hygiene-Hypothese, Antibiotika als Ursache/Auslöser, Ernährungsfaktoren, Erfolge von “Darmsanierung” bei vielen Menschen….“Die schlechten gegen die guten auszutauschen, um so Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte in frühem Stadion unterdrücken zu können” (siehe Zitat in Beitrag 1) – wäre doch eine tolle Sache??? Ich nehme zwar an, dass das alleine nicht ausreichen kann: Damit die “guten” Bakterien überleben können, brauchen sie auch gute Überlebensbedingungen. D.h. bewusste Lebensführung wie ein Vermeiden von schädlichen Verhaltensweisen, schädlichen Substanzen usw wird dadurch sicher nicht unnötig werden, aber vermutlich leichter. Ich hoffe jedenfalls, dass es nicht allzulange dauert, bis neue Therapien und prophylaktische Maßnahmen entwickelt und allgemein anerkannt werden, die “mit der Natur” gehen und die Gesundheit fördern (“probiotisch” = “für das Leben” anstatt “antibiotisch” = “gegen das Leben”)!
13. Oktober 2012 um 20:42 Uhr #45770Zunächst
@ Lil: Zumindest zu Dopingzwecken wird die tatsächlich gegebene Möglichkeit zur Veränderlichung von Genen genutzt. Hier bestehen allerdings hohe und nicht umfassend einschätzbare Risiken.Zum Artikel:
Neben dem “Austausch” müsste doch auch eine Optimierung des Milieus für die Bakterien erfolgen. Soweit halte ich das für sehr spannend. Ich fürchte jedoch (leider), dass dieser Weg nur für Neurodermitiker, bei denen keine allergischen oder psychischen Ursachen bestehen, hilfreich sein wird.14. Oktober 2012 um 7:40 Uhr #45775Hm, da wär ich mir nicht so sicher. Vielleicht wird die Neurodermiti skurzzeitig besser, was vielleicht eine enorme Verbesserung der Psyche nach sich zieht und somit fiele der Faktor weg.
Das mit den Allergien kann aber gut sein, dass der Austausch keine andauernde Verbesserung ist.
Und ich kenne keinen, bei dem die Neurodermitis eine alleinige Krankheit ist ohne dazugehörige Allergien.14. Oktober 2012 um 18:37 Uhr #45773@Suffmelancholy:
Wer Doping betreibt, ist nicht Maßstab…
Ganz allgemein: Gentherapie ist bislang immer noch ganz am Anfang, was daraus langfristig mal wird, weiß noch keiner. Auf jeden Fall stellt sie einen ganz tiefen Eingriff in den Organismus dar, die Folgen/Nebenwirkungen sind noch nicht abzuschätzen.Speziell: Die ND ist keine eindeutige Erbkrankheit! Es wurden zwar mehrere Gendefekte entdeckt, die jeweils das Risiko für die Entwicklung einer ND erhöhen, und die jeweils bei einem Teil der darauf untersuchten ND-ler nachgewiesen wurden. Aber das Vorhandensein dieser Gendefekte führ keineswegs zwangsläufig zur ND, sondern erhöht wie gesagt nur das Risiko. GMindestens genauso wichtig wie genetische Belastung sind die weiteren Faktoren, die auf den jeweiligen Menschen einwirken – eben Faktoren wie übertriebene Hygiene, übertriebenes Waschen, falsche Ernährung, Schadstoffe, Psyche, und eben möglicherweise auch eine falsche Bakterienbesiedlung. Dafür scheint es inzwischen viele Hinweise zu geben
Interessant ist dann natürlich, wie es zu einer falschen Bakterienbesiedlung kommen konnte, wie man die richtigen Bakterien ansiedeln und natürlich auch erhalten kann, wie du sagst!
🙂@Suffmelancholy und Mervelius:
Klar wäre der Austausch von Bakterien nur EINE Komponente in der Therapie der ND, kein allheilendes Wundermittel. Die anderen individuellen Schwachstellen wie Psyche, Schadstoffe… wären damit nicht weggezaubert. Aber immerhin könnte man doch zumindest bei einem Teil der ND-ler die Wiederherstellung natürlichen Hautfunktionen unterstützen.Mervelius wrote:Das mit den Allergien kann aber gut sein, dass der Austausch keine andauernde Verbesserung ist.
Und ich kenne keinen, bei dem die Neurodermitis eine alleinige Krankheit ist ohne dazugehörige Allergien.Genau um diesen Zusammenhang von Haut-Bakterien und Allergien geht es doch in der zitierten Studie.
“Sie wollen wissen, wie die Bakterien auf der Haut Allergien beeinflussen können”
(wie ich schon oben zitiert habe)
Dass die Darmbakterien offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Immunsystems und ggf. bei der Entstehung von Allergien spielt, ist ja mittlerweile auch schon durch einige Studien bestätigt (s.a. den Kaiserschnitt-Thread)
14. Oktober 2012 um 20:35 Uhr #45776Ich bin auf jeden Fall auf die ersten Ergebnisse und Thesen gespannt. 🙂
Und das mit den Darmbakterien kann ich auch nur unterstreichen.
Verdauung, Haut und Lunge ist ja irgendwie ein großer Komplex.14. Oktober 2012 um 20:54 Uhr #45771Lil, das war keinesfalls als Angriff gedacht.
Den Zusammenhang zwischen Darmflora und Immunreaktionen sehe ich als sehr sinnvoll an und hoffe inständig, dass diese Erkenntnisse tatsächlich bald in die Allgemeinmedizin einfließen werden. Dann macht für mich die ärztliche Behandlung als Behandlung einer Krankheit wieder Sinn, statt nur als Symptombehandlung zu dienen.
Gerade die Tatsache der Kreuzallergien weist stark auf eine rege Beteiligung des Darmes hin – hier “sitzt” (laut Naturheilkundlern) das Immunsystem.Die hier vorgestellte Theorie überrascht mich allerdings ein wenig, da ich (noch) keinen konkreten Zusammenhang sehen kann. Daher wollte ich nur ein wenig zur Diskussion anregen. Ich hoffe, du hälst uns auf dem Laufenden, falls dir weitere Erkenntnisse begegnen?
Noch trage ich die Überzeugung, dass die Haut, sofern nicht von außen verletzt, doch eher von innen her ihren ursächlichen Schaden davonträgt. Wenn sich hier jedoch tatsächlich positive Ergebnisse verzeichnen, trägt sicherlich das Waschverhalten sehr stark zur Allergiebildung bei, da es das Haut-Biotop stark beeinflusst. Ferner stellt sich natürlich die Frage, inwiefern dieses Milieu bereits bei der Schwangerschaft beeinflusst wird und wo nach der Geburt die wichtigen Faktoren liegen.Ob eine entsprechende Veränderung der Hautbesiedlung nun bei bereits Erkrankten Abhilfe schaffen kann, wage ich dennoch stark zu bezweifeln.
14. Oktober 2012 um 21:53 Uhr #45777Auch wenn es nicht all zu themenförderlich ist:
Ich frage mich, wo die Medizin in der Zukunft liegen wird.Bei all den Studien und deren Vernetzung hoff ich auf eine durchbrechende Erkenntnis.
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