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Wir alle wissen, wie schwierig es ist, einen richtig guten Arzt zu finden. Denn “richtig gut” heißt in dem Fall nicht nur, dass er mit einer “1” auf dem Abschlusszeugnis von der Uni gegangen ist. “Richtig gut” heißt nicht nur, dass er eine korrekte Diagnose stellt, und es heißt nicht nur, dass er die richtigen Medikamente verschreibt oder die zutreffenden Therapien durchführt. “Richtig gut” heißt für jeden von uns meist, dass der Arzt nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zu einem passt. Dass er nicht nur sympathisch ist, sondern auch ehrlich, dass er sich Zeit nimmt, dass er ein offenes Ohr hat.
Mit anderen Worten, ein guter Arzt ist mehr als ein Mediziner, er ist irgendwie ganzheitlich ausgerichtet, weil er weiß, dass die Psyche bzw. der menschliche Geist der eigentliche Wirkfaktor jeder Heilung ist. Tatsächlich hat die moderne Placeboforschung herausgefunden, dass die Wirkung eines jeden Medikaments zu mehr als 50 Prozent vom Glauben daran abhängt.
Genauso verhält es sich beim Hypnosetherapeuten. Es reicht nicht, dass der jemanden in Trance bringt und ihm auswendig gelernte Suggestionen verabreicht. Auch sein Ansatz muss so ganzheitlich sein, wie wir uns das von jedem guten Arzt wünschen und so selten bekommen – was unter anderem am Abrechnungssystem der Kassen liegt.
Hierin liegt nun wiederum ein Vorteil für Hypnosetherapeuten: Häufig zahlen die Kassen nicht, das heißt, er muss sich also auch nicht an die Fünf-Minuten-Taktung ihrer Abrechnungssystematik halten. Mit anderen Worten: Erst außerhalb des Kassensystems ist der ganzheitliche Ansatz derzeit überhaupt realisierbar.
Übrigens: Wenn ein Hausarzt Hypnose gelernt hat und es seinem Patienten als Leistung anbietet, so darf er der Kasse gegenüber 12 Euro abrechnen (Stand 2008). Jeder kann sich ausrechnen, wie viele Sekunden die Hypnose dauern darf, damit es sich für den Hausarzt (der so um die 200 – 300 Euro die Stunde Minimum umsetzen muss) rechnet…
Derzeit wird Hypnose als Teil der Psychotherapie gesehen. Folglich wird man bei entsprechend ausgebildeten Psychologen am ehesten fündig. Im Internet sind da die Eingangsportale der DGH und der MEG die erste Wahl. Hier gibt es auch die Chance, doch noch über die Kasse etwas erstattet zu bekommen.
Allerdings wird man selten Psychologen finden, die sich auf Hypnose spezialisiert haben. Zum einen entspricht das nicht ihrer klinischen Ausbildung (Hypnose ist in der Regel nur ein Anhängsel), zum anderen ist Hypnose anstrengend und bedarf gezielter Schutz- und Regenerierungsmaßnahmen seitens des Therapeuten.
Exkurs: Warum ist Hypnose nur ein Anhängsel der Psychotherapie? Das hängt mit der Geschichte der Psychologie zusammen. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Hypnose als Methode stark im Kommen, doch dann “erfand” Sigmund Freud die Psychoanalyse – als Wissenschaft wie als Therapie und landete damit einen Welterfolg. Die Hypnose geriet darüber Jahrzehnte in Vergessenheit, ehe sie nach dem zweiten Weltkrieg vor allem in den USA wieder aufgegriffen wurde. Dort ist sie seit Mitte der 50er Jahre therapeutisch anerkannt.
Neben den psychologisch ausgebildeten Psychotherapeuten gibt es außerdem eine wachsende Zahl von unabhängigen Hypnosetherapeuten, die sich ganz auf Hypnose konzentrieren. Auch unter diesen – die oft in internationalen Verbänden wie der altehrwürdigen NGH (National Guild of Hypnotists, USA) organisiert sind – wird man gute Hypnosetherapeuten finden können. Viele von ihnen unterhalten eigene Websites und stellen vor, was ihre Schwerpunktthemen sind und wie sie arbeiten.
Wie finde ich nun konkret und im Vorfeld heraus, ob ein Hypnosetherapeut der für mich richtige ist? Hat er oder sie eine eigene Website, so fällt die Orientierung leichter. Ein Telefonat hilft auf jeden Fall zu klären: Wie klingt die Stimme? Bietet er / sie auch andere Therapien an? Welche? Und wie häufig wendet er / sie diese an? Und wie häufig im Verhältnis dazu die Hypnose? An diesem Verhältnis entscheidet sich, ob wir es mit einem erfahrenen Hypnosetherapeuten zu tun haben!
Diese Frage ist sehr wichtig, denn in der Praxis hat sich Folgendes herausgestellt: Nur wer Hypnose mehrmals täglich ausübt, kann als geübter Hypnosetherapeut gelten. Einer, der sich auch zutraut, schwierigere Fälle als nur Raucherentwöhnungen mit Hypnose erfolgreich anzugehen. Hypnose hat ein riesiges Potential, doch nur wenige schöpfen es wirklich aus – das gilt leider für sehr viele Psychologen, die Hypnose auch anbieten (und sie dann letztlich nicht durchführen, sondern sich für eine andere Therapie entscheiden – warum? Weil Hypnose auch den Therapeuten anstrengt? Manchmal einen selbst an die Grenzen führt? Wir wissen es nicht und können nur mutmaßen).
Und für die nicht klinisch/psychologisch ausgebildeten Hypnosetherapeuten gilt: Sie dürfen diagnostizierte Krankheiten wie Allergien und Neurodermitis auf jeden Fall begleitend behandeln.
Was mit Hypnose möglich ist, lässt sich nur nachvollziehen, wenn man bereit ist, ein paar Bücher zum Thema zu lesen. Hier nochmals der Hinweis auf das Buch von Wolf Riedel – und auf DAS Standardwerk der Hypnose von Dirk Revenstorf. Das ist sehr dick und auch nur für erfahrene Therapeuten, und als Laie sollte man es sich keinesfalls kaufen. Doch schon das Durchblättern reicht aus, um Mut zu fassen, mehr als nur psychische oder psychosomatische Probleme mit Hypnose anzugehen. Es lohnt sich, versprochen!
Hallo allesamt,
ich finde alle Antworten, Einwände und Kritiken hilfreich, sich näher mit dem Thema “Hypnose” als Behandlungsalternative zu beschäftigen. Daher möchte ich in den nächsten Tagen kurz auf die wichtigsten Punkte und Fragen eingehen, soweit ich etwas dazu weiß.
Jetzt gleich komme ich auf die Frage nach den Möglichkeiten, erblich veranlagte ND per Hypnose günstig zu beeinflussen. Später (sorry, habe heute nicht Zeit für alles) auf die Themen der “Skalierung”, der “Hochsensibilität”, der nur zu plausiblen Frage, warum Hypnose nicht häufiger eingesetzt wird, und wie man einen Hypnosetherapeuten findet.
Zunächst: Ich bin nicht in diesem im Forum gelandet, um Reklame für die Hypnose zu machen, sondern weil ich von einem Admin des Neurodermitis-Portals eingeladen wurde, über unsere Erfahrungen zu berichten.
Anlass war wohl ein Artikel, den ich mal in meinem Blog über eine Desensibilisierungsstudie der Berliner Charité über allergiegeplagte Kindern geschrieben habe.
zum Thema ND als “veranlagungsbedingte Erkrankung”:
Obwohl viele Menschen alle möglichen Anlagen in sich tragen, kommen diese nicht immer zum Ausbruch, und das gilt wohl auch für ND: Es bedarf, neben der grundsätzlichen Veranlagung, eines zusätzlichen Auslösers.Dieser Auslöser kann alles Mögliche sein: Ein Unfall, eine psychische Belastung, ein Trauerfall, ein Schreck-Erlebnis, das Wohnen im Ruhrgebiet zur Zeit, als dort noch die Stahlwerke glühten, der Verlust des Lieblingsteddys, als Einjähriger eine Stunde allein im Zimmer, weil Eltern einkaufen, eine komplizierte Geburt – was auch immer. Die meisten von uns werden nicht wissen, warum was ausgelöst worden ist. Dieses Wissen ist unserem Bewusstsein kaum zugänglich. Allerdings ist es im Unterbewusstsein vorhanden.
Hier kommen die Möglichkeiten der Hypnose ins Spiel: Im Gegensatz z. B. zu autogenem Training, Yoga, Meditation (die alle mit demselben hypnotischen Zustand der “entspannten Trance” arbeiten und darum den ersten Schritt zur Hilfe bei ND darstellen), bietet Hypnose als Technik – über die Entspannung hinaus – einige Schritte mehr: Nämlich ein über Jahrhunderte entwickeltes Instrumentarium, in dem Zustand der “Trance” (in unterschiedlicher “Tiefe”) gezielt zu arbeiten.
Da wir beim Thema der Veranlagung sind: Sicher ist es nicht möglich, per Hypnose unsere Gene umzuprogrammieren, wohl aber ist es möglich, zum auslösenden Moment zurückzugehen – und diesen “umzuprogrammieren” (auch wenn dieses Wort arg technisch klingt), das heißt, die Kettenreaktion, die dieser Moment einst auslöste, zu unterbrechen. Dies ist eine von mehreren “Interventionen” (also Möglichkeiten, gezielt mit dem Unterbewussten zu arbeiten), die die Hypnose als Technik anbietet.
Wie funktioniert das? Ich bin kein Hirnforscher, verfolge aber die rasante Entwicklung, die diese Disziplin in den letzten Jahren nimmt, daher bitte dieses Modell ohne Gewähr: Jedes Bild, jede Impression, die wir durch unsere Erfahrung von Welt erhalten, wird in Neuronen gespeichert (das Bild von “Marilyn Monroe” oder unserem Lieblingsteddy etc.). Neuronen bilden Netzwerke, so dass das Marilyn-Neuron mit anderen Neuronen via sogenannten “Neurotransmittern” verknüpft ist, etwa mit Neuronen, die Gefühle auslösen können, und die wiederum sind verknüpft mit anderen Neuronen, die zu körperlichen Reaktionen führen.
So kann es passieren, dass ein Mann namens Bert beim Anblick von Marilyn Monroe sagen wir …. einen heftigen Schweißausbruch bekommt. Wäre ihm das aus irgendeinem Grunde peinlich, etwa, weil er ein Rendezvous mit ihr nächsten Donnerstag hat, könnte er zum Hypnosetherapeuten seines Vertrauens gehen und die Kettenreaktion, die das “Marilyn”-Neuron auslöst, unterbrechen lassen.
Günstig wäre dann eine Neuverknüpfung, sagen wir mit dem Neuron, das bei uns Gefühle von Selbstbewusstsein speichert. Und da auch unser Gehirn ein “Gewohnheitstier” ist, müsste diese Neuverknüpfung geübt werden, sonst schnappen die Neuronenverknüpfungen wieder in die alten Trampelpfade zurück. Aber das ist dann nur eine Frage der regelmäßigen Wiederholung. Und bis Donnerstag hat Bert das auf die Reihe bekommen.
Im Prinzip funktioniert die Hypnose bei ND ähnlich: Zurück zum auslösenden Ereignis (Neuron A), unterbrechen der Kettenreaktion, die in Jucken und Hautverschlechterung mündet, Neuverknüpfen mit dem Neuron B, das, sagen wir, die Vorstellung von “glatte, geschmeidige Babyhaut” enthält und dauerhaftes Fixieren durch anfangs regelmäßige Wiederholung in Selbsthypnose (oder, hat man genug Geld übrig, beim Hypnosetherapeuten).
Ich gebe zu – das Beschriebene (wenngleich hypnosetechnisch anspruchsvoll, aber machbar) klingt zu schön um wahr zu sein, nicht wahr? Andererseits ist es auch mit Arbeit verbunden – Arbeit des Therapeuten, Arbeit des Patienten. Und hier liegt der Hase im Pfeffer…
Soviel vorerst, später mehr.
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