- Dieses Thema hat 9 Antworten sowie 8 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 16 Jahren, 8 Monaten von GermanNaruto aktualisiert.
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3. Januar 2008 um 2:40 Uhr #5774
Moin, moin…
Hiermit beginne ich, meine eigene Geschichte mal auf´s virtuelle Papier zu bringen…
Ich leide schon seit meiner Geburt an ND…
Und durch diese Krankheit wurde ich leider mit den schlechtesten Seiten des Menschen konfrontiert.
Meine frühe Kindheit war eigentlich in der Beziehung nicht gerade unangenehm, da ich zu der Zeit recht häufig beschwerdefrei oder nur leichte Beschwerden hatte. In dieser Zeit habe ich auch Menschen kennengelernt, die mich sogar noch heute begleiten und die ich mit großem Stolz meine Freunde nenne.
Allerdings hatte das Leben sich dann vorgenommen, mich leider in ein Umfeld zu bringen, wo mich leider keiner dieser Freunde stärken konnte.
Ich war eigentlich aufgrund der Einschätzung meiner Lehrer von der Grundschule aus für die Realschule empfohlen worden. Allerdings wurde wenige Wochen bevor das vierte Schuljahr endete, ein Intelligenztest durchgeführt.
Daraufhin wurden meine Eltern in die Schule zitiert.
Dort wurde ihnen mitgeteilt, dass ihr Kind in eben jenem Intelligenztest die gesamte Klasse überdurchschnittlich weit hinter sich gelassen hatte (u.a. ein Mädchen mit einem Notendurchschnitt von 1.0, während ich nur einen Notendurchschnitt von 1.9 hatte).Nun sollte ich doch mit drei anderen Klassenkameraden, mit denen ich mich bis dato gut verstand, das Gymnasium besuchen.
Kurz nach der Einschulung setzte die Neurodermitis mit einer für mich bis dahin unbekannten Intensität ein. Von da an wurde alles anders…
Ich war schon immer etwas schüchtern und hatte somit auch noch nicht viele Freunde gefunden. Innerhalb kurzer Zeit avancierte ich zum Ziel für jeglichen Spott, welcher meist noch angestachtelt wurde durch Neid auf mein leichtes Vorankommen im Unterrichtsstoff.
Eine der beliebtesten “Folterungsmethoden” war etwas, das ich selbst die Seuche nannte. Dieses Treiben ging meist von meinen weiblichen Klassenkameraden aus.
Sobald ich per Zufall Körperkontakt mit jemandem hatte, tat diese(r) so als hätte er sich infiziert und könne sich dieser “Seuche” nur entledigen, indem er/sie an jemanden anderen weitergab.So ging dieses “Abklatschen” meist durch mehrere Tischreihen, begleitet von hämischem Gelächter, bis es sich dann irgendwann aus Desinteresse verlor.
Meist geschah dies erst bei einem meiner äußerst wenigen “Verbündeten”.
Aufgrund solcher Erlebnisse habe ich ein gestörtes Verhältnis zu großen Menschenansammlungen, insbesondere wenn eine Gruppenbildung auszumachen ist.
Und da der grausamste Spott meist von den Mädchen ausging, habe ich auch heute noch ein gestörtes Verhältnis zu Frauen.Es ist nicht so, dass ich Frauen verachte oder gar hasse… Viel mehr bewundere ich sie. Aber durch diese Vorkommnisse habe ich meist Angst vor Frauen, besonders wenn ich sie in Gruppen antreffe, weil ich immer (unbegründeterweise) befürchte, wieder das Ziel solcher Attacken zu werden.
Und durch diese Erlebnisse verlor ich sehr schnell die Freude an der Schule und dementsprechend wurden meine Leistungen schlechter. Dies wurde noch dadurch verschlimmert, dass ich versuchte mich mit Humor zu wehren, wodurch ich mehr und mehr zum Klassenclown verkam.
Dies hat sich weiter bis zu meinem Abitur fortgeführt, welches ich auch nur mit “Ach und Krach” bestanden habe.
Derzeit bin ich Student und habe nun mit diesen Ängst zu kämpfen, wodurch ich leider sehr viele Vorlesungen verpasse, da ich mich dann meist nicht aufraffen kann, überhaupt hinzugehen.
Wer sich nun meinen ganzen Erguss durchgelesen hat, wird sicherlich verstehen, dass mir mehr als nur einmal der Gedanke durch den Kopf gegangen ist, mein Leben frühzeitig zu beenden.
Allerdings habe ich das Glück, dass ich liebende Eltern, einen fürsorglichen Bruder und viele Freunde gefunden habe, die diesen Gedanken nach kurzem Aufflackern sofort wieder im Keim ersticken.
Nun habe ich mich entschieden, dieses Jahr alles anders anzugehen.
Ich möchte mein Leben endlich ändern, endlich wieder klarkommen, wie Revolverheld es so schön besang.Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr und dieses Forum mir dabei helfen können.
Ich möchte allen danken, die sich die Mühe gemacht haben, dies zu lesen und ich bin froh, es mir einmal von der Seele geschrieben zu haben.
Ich hoffe, man liest sich
Chris
P.S.: Tut mir leid, wenn ich etwas zu ausschweifend geworden bin und es inhaltlich nicht ganz in dieses Forum passt.
3. Januar 2008 um 2:57 Uhr #17801Hm…
Ich will ein Kind von dir?
Chris for President..
ich weiss nicht recht was besser passt, ich bin einfach grad so beigeistert davon das zu lesen was du niedergeschrieben hast.
Ich habe, KEIN WITZ, Gänsehaut bekommen.
Bist du mein Parallelum? vielleicht.
Ich hab fast genau die gleiche schulischen Erfahrungen gemacht wie dumm.
Gänzliche Dumm- und Inwissenheit gepaart mit Jugendlichem Leichtsinn und kinderlicher Grausamkeit.
Mir erging es ebenso.
War Realschüler und bekam mit der 7ten Klasse richtig krasse Schübe. Das ging soweit das ich meinen Kopf kaum bewegen konnte weil Hals und Schulterbereich übersäht von Ekzemen waren, bzw. aus einem grossen Ekzem bestanden.
Da kommen dann die bekannten Dummheiten wie “der wäscht sich nicht” der hat die gretze”… ach was red ich das wirst du alles kennen….
Ich war auch gut gebildet, hohes Allgemeinwissen, Interessen überall,… aber 20 Menschen die einem das Leben zur Hölle machten. Zum einen weil man “Neurodermitiker” war und die Leute keine Ahnung was das ist, geschweige denn das es das gibt und das dies eine Krankheit ist, und dann ist der auch noch Intelligent.
Kann dir da verdammt gut mitfühlen.
3. Januar 2008 um 3:19 Uhr #17804Moin Alex,
Danke für deine bestärkende Antwort.
Es ist zwar nicht schön, dass andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, aber sehr aufmunternd, dass man nicht allein ist und verstanden wird.
Ich wünsche Dir und deiner Familie Gesundheit und ein schönes, neues (und ekzemfreies 😉 ) Jahr…
Ich hoffe man liest sich wieder
Chris
3. Januar 2008 um 9:21 Uhr #17800Hi Chris,
das echt heftig zu lesen.
Oberflächlichkeit und Intoleranz das kotzt mich so an. Leider sind zuviele Menschen so..
Habe zum Glück nicht so krasse Erfahrungen gemacht. Grundschule wollte mich nur keiner bei der Hand nehmen. Später wurde ich nur als Hexe und Omahände belabert. Natürlich hat es mich getroffen, verstecke heute noch gerne meine Hände. Habe es den anderen nur nicht gezeigt, da haben die dann das Interesse verloren.
Naja das war so die Pubertät. Da war die Neuro fast gar nicht zu sehen. Bin erst nen paar Jahre später wieder ordentlich aufgeblüht. Ist mir auch total unangenehm mitn Schub ausn Haus zu gehen. Aber es hilft ja alles nichts. Ich kann mich nicht die ganze Zeit verstecken.
Meine Familie, Freunde und Freund unterstützen mich sehr. Auf Arbeit sind alle aufgeklärt und verständnisvoll. Hab da super Glück, auch dass mein Arbeitgeber da so verständnisvoll ist.
Nichtsdestotrotz muss ich mich immer aufraffen zur Arbeit zu gehen. Obwohl ich mich lieber wieder ins Bett verkriechen würde. Naja lieber so, als wieder arbeitslos zu sein. Das ist viel schlimmer. So ist man wenigstens unter Leute, man lenkt sich ab, man hat zu tun.
Was studierst du denn?
Es ist schön zu lesen, dass du etwas an dein Leben und deiner Einstellung ändern möchtest. Nicht einfach sich zu überwinden, aber du wirst es schaffen. Anfangen kannst du mit, dein Studium richtig anzupacken 🙂 Klar, Selbstvertrauen ist im Arsch (oweh wenn ich an meins damals denke 🙁 ). Aber mit kleinen Schritten kannst du sicher was dran ändern. Klär die Menschen um dich auf, geh auf sie zu. (auch wenn es schwer fällt) Du wirst sehen, niemand wird beißen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du dort gehänselt wirst.
Ich wünsch dir alles Gute, hoffe wir lesen hier noch mehr 😀
Ups kleiner Roman 😳
3. Januar 2008 um 10:38 Uhr #17803Hallo Chris!
Ich kenn solche Sachen auch gut… Allerdings hat das bei mir erst später eingesetzt, in der 11. Klasse. Es fing an mit “Was hastn du gemacht? Sado-Maso?”, weil der Hals zerkratzt war. Und es ging immer weiter. Im Sport sind sie vor mir abgehauen, um sich nicht “anzustecken”. Bei kleinen Kindern tät ich das ja verstehen, aber bei 16jährigen is es dann echt Boshaftigkeit. Zum Glück bin ich jetzt in der Uni in einem Umfeld, in dem die Leute gut reagieren. Nur auf der Straße höre ich manchmal üble Sachen… Zum Beispiel neulich: Ein Kind, ca. 5, fragt ihre Mutter: “Mama, was hat die Frau?” Antwort: “Ich weiß es nicht, aber das ist sicher ansteckend.” Ich find das schlimm. Das Kind hat ehrliches Interesse gezeigt, die hätt mich ja einfach fragen können…3. Januar 2008 um 14:25 Uhr #17802Naja… wenn ich meine Tochter sehe wie oft die ankommt “du Papa, komm mal runter…” und flüstert mir ne Frage ins Ohr *g* das ist schon “normal” und an sich auch gut so.
Die Reaktion der Mutter war für den Ar…Allerwertesten, der gehört links und rechts eine geschwalbt.
3. Januar 2008 um 16:30 Uhr #17799Hallo chris,
wenn ich mir deine geschichte durchlese sehe ich sehr viele parallelen zu meinem leben. und wie die anderen schon bestätigt haben geht es vielen von uns so.
bei mir fing es auch seit der schule an mit der nd. in der grundschule waren alle ganz nett eigentlich. aber dann in der realschule wurde ich auch schon teilweise gehänselt wegen der krankheit. es ist aber nie so ausgeartet das es unerträglich wurde. leider waren dann auch meine schulischen leistungen schlechter.
aber seit dem ich aus der schule raus bin habe ich mich zum besseren hin entwickelt. nichts desto trotz mag ich manchmal auch keine große menschenansammlungen oder gruppenbildung.
im sommer wenn alle t-shirts an haben hab ich meistens was langes an. dann fragen sie immer blöd was hast du da. aber inszwischen hab ich gelernt damit umzugehen mein umfeld weiss was das ist und geht auch super damit um. dank an meine freundin, die mir sehr viel dabei geholfen hat. ich trag jetzt auch t-shirts ist mir egal was die denken!
wegen dem problem mit dem studium ist natürlich blöd, aber das solltest du in griff bekommen. fang langsam an und mach kleine schritte zur besserung. genauso machst du es auch mit den frauen. arbeite dich langsam wieder ran.
bist du in therapeutischer behandlung hilft dir sicherlich.
mfg raffael
3. Januar 2008 um 17:30 Uhr #17796Hey Chris,
solche Reaktionen hab ich Gott sei Dank nie erlebt, vielleicht lags daran dass ich auf ner Mädchenschule war und höchstens mal der Spruch kam: “hast du nen Sonnenbrand?” oder “ist das ansteckend?” Aber da kann man ja einfach aufklären und gut is. Dass du heute noch Probleme mit Menschen hast ist nur zu verständlich. Ich würde dir echt empfehlen, eine Psychotherapie zu machen, da kann man solche Ängste wirklich sehr gut aufarbeiten, ich hab das selbst erlebt (hab auch nen Thread dazu geschrieben). Und dass du Vorlesungen verpasst ist doch nicht so schlimm, oder? Das meiste kann man doch genauso gut zu Hause aus Büchern/Skripten lernen, zumindest bei mir ist es so. Es wurde schon gefragt, aber was studierst du denn?
Was für konkrete Pläne hast du denn, dein Leben zu ändern? Ich wünsch dir in jedem Fall ganz viel Erfolg dabei, Unterstützung findest du hier immer!
Liebe Grüße, Helene
P.S.: dein Beitrag war gar nicht zu ausführlich, und inhaltlich passt alles hier rein, was Neurodermitiker und ihre Angehörigen beschäftigen, also immer nur raus damit!
3. Januar 2008 um 18:23 Uhr #17797Lieber Chris,
zuerst einmal möchte ich betonen, wie schön es ist, eine tolle Familie und Rückhalt bei Freunden zu haben. Zum zweiten hat auch mich deine Schilderung sehr berührt, Kinder/ Jugendliche können grausam sein! Ich habe derlei Erfahrungen nicht machen “können”, weil mich mit meinen 24 Jahren die Neurodermitis “erst” seit gut 3 Jahren hat.
Quote:Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr und dieses Forum mir dabei helfen können.Das hoffe ich doch sehr! Ich hab hier schon so oft ganz tolles feedback bekommen, mal von den Denkanstößen für neue Therapiemöglichkeiten ganz abgesehen. Ich wünsche dir, dass du ganz viel für dich findest, das dir einen Neustart erleichtert! Und frag immer munter drauflos! Wenn wir dir helfen können, tun wir das gern!
Liebe Grüße
Kala
3. Januar 2008 um 19:31 Uhr #17798Hallo Chris,
deine Geschichte trifft fast zu 100% auch auf mich zu.
Ich leide ebenfalls seit meiner Geburt an Neurodermitis. Anfangs zu Grundschulzeiten hatte ich selten Beschwerden, oder ich habe es nicht so bewusst wahrgenommen. Als ich jedoch umgezogen bin und die Schule gewechselt hatte kam es vermehrt zu Schüben.
Da fing das Theater, wie du es schon beschrieben hattest, an.
Die typischen Sprüche wie:”Finger von dem, der hat AIDS” oder so in der Art
Naja ich muss ja nicht näher drauf eingehen. Du weißt ja was ich meine.
Aber ich lernte auch meine Freunde kennen und schätzen, da sie mich akzeptierten wie ich bin.Allerdings wurde ich durch den Spott immer introvertierter und passiver. Was folgte waren zum Teil Depressionen und die Gedanken an das zeitige Ableben…Zum Thema Frauen: Ich habe auch negative Erfahrungen gesammelt und so ein komisches Verhältnis gegenüber den Frauen entwickelt. Da meist der erste Kontakt über das Äußere zu stande kommt und man hört, dass die Frauen meist erst auf die Augen oder die Hände schauen – hatte ich ja tolle Karten. Zumal noch hinzu kommt das die Gesellschaft immer oberflächlicher wird(Fernsehen,”Stars”,usw.) Deshalb bin ich gegenüber Frauen immer relativ verschlossen und rede bzw. erzähle wenig und kann auch nicht wirklich auf sie zugehen.
=> lange Zeit SingleMittlerweile hab ich so eine Art “Scheiß-Egal-Einstellung” gegenüber meinen mir unbekannten Mitmenschen enwickelt – anders komm ich leider nicht damit klar.
Ich kann dir leider nur wenige Tipps geben z.B.:
– such dir ein Hobby und geh darin auf
das ist die beste Ablenkung die es gibt und man sieht wieder positiver
– genieß das leben und denke nicht so viel darüber nach was andere von dir denkenGrüße und viel Spaß im Forum… 😉
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