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shoggimaus aktualisiert.
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6. Dezember 2008 um 2:13 Uhr #6302
Mein Ansatz zur Heilung, und ich bin fast am Ziel angelangt, besteht in einer systematischen Zerlegung der Krankheit in ihre einzelnen Wirkungsmechanismen und deren gezielte Behandlung. Wir haben es mit einer sehr vielfältigen, mit unterschiedlichsten Ursachen und Symptomen auftretenden Krankheit zu tun, daraus folgt für eine Behandlung, dass große Individualität bei der Therapie gefragt ist ( habt ihr schon oft diskutiert, bei jedem hilft was anderes). Es ist so vieles gleichzeitig, genetischer Defekt und daher nie heilbar, Störung des Immunsystems, Stoffwechselerkrankung und Nervenkrankheit, Hautkrankheit, und bei jedem in anderer Variation. Und die Reaktion unseres Körpers ist ständig veränderlich, Jahre der Symptomfreiheit, und plötzlich ist der Schub da. Genauso kann sich unser Immunsystem aber wieder an Stoffe gewöhnen und seine Immunreaktion darauf normalisieren. Nahrungsmittel, die man nicht vertragen hat, gehen auf einmal wieder; wir müssen also bereit sein, unsere Hautreaktion auch immer wieder neu zu hinterfragen.
Ausgangspunkt ist bei mir eine Analyse des Juckreizes:
Das kratzen machte mir zwar extrem Spaß und bringt eine Menge Befriedigung, aber es ist auch Quelle eines großen Teils des ganzen Unglücks; denn je weniger gekratzt wird, desto besser für den Gesamtzustand der Haut. Meiner Meinung nach gibt es folgende Juckreizarten:
1. Stressbedingter, nervöser, Juckreiz, auch aus Langeweile, Gewohnheit etc.
2. Substantieller Juckreiz, ich habe wirklich etwas gegessen oder zu mir genommen, was diesen Juckreiz auslöst
3. Kontaktjuckreiz wegen Pollen, Staub, Milben, Haustieren, Stoffen, Chemikalien
4. Klimatischer Juckreiz und Verschlechterung der Haut, bedingt durch Jahreszeiten, Luftdruck, Wetterwechsel, Klimawechsel bei ReisenIch persönlich leide unter allen vier Komponenten, wobei Nummer eins am einfachsten zu entsorgen ist, darum gibt’s dazu heute erst mal meinen ersten Vortrag:
Nachdem ich es lange Jahre belächelt habe ( und meine Mutter mir immer damit in den Ohren gelegen hat) habe ich angefangen Autogenes Training zu machen, vor Jahren schon Mal Tai Chi Chuan, das aber nicht durchgehalten, und der Erfolg ist der absolute Hammer. Zwei Schwierigkeiten gibt’s: Anfangen, durchhalten und dabei bleiben. Egal was, AT, Yoga, Meditation, Tai Chi, Chi Gong oder was auch immer es gibt. Es ist meiner Meinung nach ein Muss für jeden von uns, der meint, dass er nervös / stressbedingt kratzt. Seitdem ich drei Mal am Tag AT mache, und das seit 6 Monaten, habe ich das nervöse Kratzen extrem reduziert. Diese Kratzlust ist weg, diese reinsteigern voller Wonne in Kratzattacken kaum noch da, und schon sind die Lieblingskratzstellen meines nervösen Kratzens komplett abgeheilt. (Innenseite der Unterschenkel, Innseiten der Fußknöchel, Handgelenke). Das Knibbeln, das Pulen an jeder interessanten Hautstelle, das ständige inspizieren der Haut, alles nicht mehr ansatzweise so interessant:
Egal was, Kurse gibt’s zum Einstieg mit Erstattung der Krankenkasse, tut es einfach!
Dann habe ich für mich erkannt, dass ich mich wohl letztendlich mit meiner genetischen Disposition abfinden muss. Würde mir durch ein Unfall ein Arm verloren gehen, wäre dies ein schlimmer Schicksalsschlag, aber ich könnte mich wohl leichter damit abfinden, denn diese Tatsache wäre für mich selbst und meine Umwelt nicht diskutierbar. So haben wir alle immer mit unverständiger Umwelt und dem Kampf mit uns selbst zu tun ( ich will gesund werden, wieso wird diese Scheiße immer schlimmer, wenn ich es gerade nicht will, wieso kann ich es nicht beherrschen). Wir wollen und sollen angeblich perfekt funktionieren und haben doch ein Handicap, das nicht wirklich zählt. Bei anderen nicht und oft bei uns selbst auch nicht. Die ganzen Entspannungstechniken bringen Gelassenheit im Umgang mit uns selbst und Selbstbewusstsein im Umgang mit der Umwelt. Was interessieren mich die Leute, die es einfach nicht checken, ob Freunde, Bekannte, Verwandte, Fremde, sie meinen es nicht böse, sie checken es einfach nicht mit ihrem begrenzten Wahrnehmungsvermögen. Es gibt eine nette Songzeile von Tom Petty: Cause You don´t know how it feels to be me. Und sehen wir es ihnen nach, wir sind auch wirklich mit einer schrägen Krankheit und seltsamen Verhaltensweisen unterwegs, grübeln, finden Ursachen, verwerfen diese wieder; für uns als betroffene ist das ganze schon komplex, wie soll jemand Außenstehendes da denn durchblicken. Wenn ihr Glück habt, habt ihr einen Partner, der das Ganze wirklich ansatzweise versteht, was aber genauso viel wert ist, ist jemand der euch liebt so wie ihr seid, auch wenn die Haut scheiße aussieht und die Krankheit nicht wirklich verstanden wird.
Und das ganze Entspannungstraining bringt eine gewisse Erhabenheit über dieses Unverständnis in unserer Umwelt.
Ich habe zudem beschlossen, mich dieser Krankheit nicht zu beugen, aber mein Leben so zu führen, dass es mir gesundheitlich möglichst gut geht. Mich von dem Gedanken an eine Karriere verabschiedet, weil das Leben in der Form zu viel Stress erzeugte. Lieber ein drei/viertel Stelle mit weniger Geld, aber mehr Zeit für Sport, Entspannung, Kochen, Lesen, Freunde. Für mich war und ist die Neuro nämlich auch ein echter Zeitfaktor, die ganze Cremerei, ein höheres Schlafbedürfnis, ein morgendliches abkühlen nach dem Eincremen, sonst überhitze ich schon auf dem Weg zur Arbeit, und diese Zeit nehme ich mir, sonst bleib ich mit der ganzen Sache auf der Strecke.Und noch mal, was ihr mit dieser Verhaltensänderung abbauen könnt, ist die Stress Kratz Komponente, in der Minimalversion kostet sie euch 20 Minuten am Tag, bringt viele aber schon ein ganzes Stück weiter.
Puh, jetzt hab ich euch aber zugetextet, hat mir gut getan (Schreiben ist auch ne Entspannungstechnik) vielleicht interessiert es ja jemanden, wenn nicht, ist auch gut.
Gute Nacht
7. Dezember 2008 um 6:48 Uhr #23659Grüß Dich Jo!
Also nichts für ungut, aber mit dem autogenem Training haste nun nicht das Rad neu erfunden. Autogenes Training wird ja heutzutage auf jeder Kur angeboten.
Hab das auch schon durch. Meine Erfahrung hierbei: die Hälfte schläft ein und andere wälzen sich unruhig umher. Die wenigsten entspannen dabei wirklich.
Aber bitte….wenn es Dir hilft, dann freu ich mich für Dich.Mein Weg ist das nicht, daher freu ich mich schon auf Teil 2 von deinen Ausführungen. Vielleicht ist dann was für mich dabei 😉
Gruß,
Aida7. Dezember 2008 um 15:02 Uhr #23660Hoi!
Autogenes Training habe ich auch schon ausprobiert. Ich fand das total langweilig. Jetzt mache ich regelmäßig Yoga und das ist anstregenden und entspannend zugleich.
Grüße
Steve7. Dezember 2008 um 17:16 Uhr #23662Hi Steve,
so gings mir mit dem Yoga, war nicht so recht mein Ding; so muss jeder sich seine indviduelle Methode rauspicken, die für Entspannung sorgt.
Hat es dir denn deiner Meinung nach bisher gut getan / geholfen?Hi Aida,
weiß ich wohl, das ich damit nichts neues zu verkaufen habe, aber das ist ja auch der Skandal, dass nicht jeder mit ND völlig selbstverständlich irgend eine Art von Entspannungstechnik betreibt; auch wenn ich jetzt ätzend und bestimmend rüberkomme: der einzige Arzt, der mir wirklich bis zur Symptomfreiheit geholfen hat Anfang der 90er, dann aber leider gestorben ist, hat mir klipp und klar harte Ansagen gemacht, was ich zu tun habe: Entspannung, egal in welcher Form war dabei, hab ich mit Tai Chi gemacht, kaum war die Neuro gut, war meine Lust weg, und als es Jahre später wieder schlimmer wurde, habe ich nicht die Trägheit überwunden, wieder anzufangen; daher: wenn du das Gefühl hast, dass du zu einem Teil nervös / stressbedingt krazt, dann ist Punkt 1 des Therapieprogramms Entspannungstechnik erlernen und konsequent anwenden. Egal was, ausprobieren und machen, fertig. Der Erfolg dabei braucht leider einige Monate.Viele Grüße, Jo
7. Dezember 2008 um 17:43 Uhr #23655hi jo,
ich finde, dass das einer der besten Beiträge hier seid langem ist.
Autogenes Training ist sehr gut und ich bin mir sicher, dass man damit sehr viel bewirken kann, wenn man nur durchhält. Nur das ist halt verdammt schwer, ich habs mir selbst beigebracht und hab es am Anfang auch 2-3 mal täglich gemacht. Die Unterstufe hatte ich dann relativ schnell drauf. Nur aus irgendeinem Grund muss ich mich jedesmal dazu überwinden Autogenes Training zu machen, obwohl es mir wirklich sehr gut tut. Im Moment mach ich es vllt. noch 2 mal pro Woche, um die Grundübungen nicht zu verlernen… Ich hatte sogar mal eine Zeit lang Einzelunterricht bei einem Psychotherapeuten um die Oberstufe noch vernünftig zu lernen nur leider hat das wegen fehlender Motivation nie richtig funktioniert. Ich denke mit der Oberstufe könnte man wirklich sehr viel erreichen, da man dadurch sein Unterbewustsein umprogrammiert und theoretisch den Juckreiz praktisch völlig abstellen könnte. Ich bin mir wirklich sicher, dass das geht, ist halt nur nicht so einfach.
Das (für mich) schöne beim Autogenen Training ist halt, dass das relativ ausführlich erforscht ist. Es hört sich zwar teilsweise ziemlich alternativ an, hat aber durchaus Hand und Fuß.
7. Dezember 2008 um 17:56 Uhr #23653Hallo alle!
Das klingt für mich schon auch vernünftig. Echt ein toller Beitrag, wie nabla schon gesagt hat, Jo! Ich freu mich auf die weiteren Teile 🙂
Mich würde mal konkret interessieren, was Ober- und Unterstufe ist. Ich hab auch n paar Mal Authogenes Training gemacht, aber ich kenn halt nur „die Arme werden schwer und warm“, viel weiter bin ich nie gekommen. Is mir schon klar dass das nicht alles is 😉 Könntet ihr mal erzählen, wie das aussieht, wenn man es richtig kann? Ich hab mal gelesen, dass man sich dann in ganz kurzer Zeit mit Formeln in einen richtig tiefen Entspannungszustand versetzen kann. Funktioniert das? Mein Problem wäre auch die Disziplin, das jeden Tag zu machen, aber du hast schon recht Jo, man sollte es einfach versuchen!
Viele Grüße, Helene
7. Dezember 2008 um 19:34 Uhr #23658Hallo Jo!
Echt interessanter Beitrag!
Ich will ja auch autogenes Training machen, aber das gibt es hier niergendwo als Kurs. Das gabs mal an der Uni, aber parallel zu nem Pflichtkurs… Blöde. Ich fands eh komisch, dass die Krankenkasse einem des nicht mal vorschlägt oder so.7. Dezember 2008 um 19:48 Uhr #23661Mir gefällt Qui Gong am besten. Hab über Volkshochschule und private Kurse allerlei ausprobiert, aber das war alles vor meinem Schub von vor 2 Jahren.
Und gerade jetzt, wo ich es eigentlich am nötigsten hätte, kann ich mich auch nicht aufraffen, schon gar nicht, es regelmäßig zu praktizieren. 😳
Btw. hab ich mich bei 2 Kursen hier in Zirndorf angemeldet, die beide in Ermangelung an Teilnehmern leider nicht stattfanden.Soweit ich es noch in Erinnerung hab, werden die Yoga-Kurse teilweise sogar von den Krankenkassen übernommen. Sowas Exotisches wie Tai Chi und Qui Gong natürlich wieder nicht. *hrmpf*
Aber der Beitrag macht Lust. Erzähl bitte weiter, Jo! 😆
7. Dezember 2008 um 19:53 Uhr #23656zum Autogenen Training werde ich noch mehr schreiben. Aber da ich morgen eine Arbeit abgeben muss, weiss ich noch nicht, ob ich das heute noch schaffe.
7. Dezember 2008 um 23:23 Uhr #23657Die Unterstufe besteht immer aus relativ festgelegten Übungen, wie z.B. Arme werden schwer, warm, Atem ruhig und gleichmässig, Herz schlägt gleichmäßig, Stirn angenehm kühl,..
Diese Übungen haben den Sinn, dass der Körper sich entspannt. Sie wirken noch nicht wirklich tiefer. Wenn man die Übungen alle hinbekommt, dann sollte man versuchen die Sätze zu verkürzen. Also man nimmt dann nur noch „Arme schwer“ anstatt „Die Arme werden schwer“. Diesen Schritt finde ich sehr leicht und das konnte ich fast von anfang an. Das zweite Trainingsziel ist dann, dass man es schafft die Übungen möglichst schnell hinzubekommen. Also am Anfang brauch man meistens ein paar Minuten um beispielsweise die Wärme zu spüren, später sollte das nach ein bis zwei Wiederhohlungen gehen. Das soll man dann eigentlich im Alltag in Streßsituationen nutzen können, um sich schnell zu entspannen. In dem Zusammenhang ist auch die Haltung, in der man übt wichtig. Empfohlen wird meistens zu sitzen oder sich flach auf den Rücken zu legen. Da sollte man wirklich ausprobieren, was besser geht. Das macht jedenfalls bei mir einen riesen Unterschied.Die Oberstufe ist verhältnisweise unbekannt. Man sollte damit beginnen, wenn man die Unterstufe wirklich schnell und sicher beherrscht. In der Oberstufe geht es in erster Linie um das Visualisieren von Sachen. Am Anfang versucht man Farben zu sehen, dann Gegenstände. Später macht man verschiedene Übungen, in denen man versucht psychische Probleme zu finden oder seinen eigenen Charakter zu verbessern, indem man bspw. versucht sich Gefühle bildlich vorzustellen. Wie gesagt, die Oberstufe hab ich selbst längst nicht durch gemacht. Viel weiter als zum Farben sehen kam ich bis jetzt nicht, deswegen kenn ich mich damit auch nicht so toll aus.
Zwischen Ober- und Unterstufe kann man zu den Formeln der Unterstufe noch eigene Formeln einbauen, die auf irgendein eigenes Problem wirken sollen. Also bspw. kann man so den Juckreiz unterdrücken, bei Süchten (ist der Plural richtig?) helfen, Prüfungsangst mindern,….
Dieser Teil ist vielleicht der interessanteste. Wichtig dafür ist, dass man durch die Unterstufe bereits tief entspannt ist, sonst wirken die Autosuggestionen nicht. Und man sollte nicht zu viele auf einmal machen. Solche Formeln wären z.B.: „Jucken gleichgültig“, „Haut kühl“,…17. Januar 2009 um 12:56 Uhr #23663Hallo miteinander,
ich heisse Daniela und bin 27 Jahre alt und habe seit meinen 12. Lebensjahr ND.
Ehrlich gesagt habe ich mich nie darüm gekümmert was man alles ausprobieren kann und sollte um mit der Krankheit fertig zu werden weil ich es früher (bis vor einem Jahr) nicht so arg schlimm hatte. Ich muss zugeben ich war früher eine die gerne Komplimente bekommen hatte und auch viele Chancen hatte und die ND kam mir nie so dazwischen das ich mich einschränken musste oder wollte.Doch die Zeiten haben sich komplett geändert. Seit einen Jahr leide ich an einer Angststörung, bin jetzt auch seit diesem Zeitpunkt in psychologischer Betreuung. Seit diesem Zeitpunkt ist es mit meiner ND so schlimm wie noch nie in meinen Leben (Gesicht,Hals,kompletter Oberkörper,Arme ab und an Kniekehlen – früher nur Ellenbogen und Hals. Ich halte die Schübe nur mit Protopic oder wenns ganz schlimm ist mit Dermatop aus. Ach ja die Juckreiztabletten sind auch immer öffters im Einsatz. Ich glaube bei uns spielt zu 80% die Psyche die ausschlaggebendste Rolle.
ich merke jetzt das ich an einen Punkt angekommen bin wo ich mich mehr mit meiner Krankheit auseinandersetzen muss und diese auch so akzeptieren muss. Ich würde mir gerne Hilfe nehmen und eine Kur beantragen um den Kreis zu durchbrechen mich immer fertig zu machen wenn ich die Schmerzen nicht mehr ertrage. kann mir jemand einen Kurort empfehlen mit dem jemand gute Erfahrungen gemacht hat? Ich würde mich sehr freuen über rege Vorschläge. Achso ich komme aus Süddeutschland (Schwaben) falls das jemand hilft 🙂 🙂Vielen Dank.
17. Januar 2009 um 13:21 Uhr #23654Hallo shoggimaus,
irgendwie bist du thematisch im falschen Thread oder? 😉 Über Kuren findest du schon recht viel in unserem Forum, die Spezialklinik Neukirchen im Schwarzwald wäre vielleicht was für dich. Mach doch in den Leidensgeschichten einen Thread auf wenn du magst, da können wir dir speziell zu deinen Fragen Antworten geben!
Gruß, Helene
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