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30. November 2006 um 14:31 Uhr #5187Anonym
Hallo Genossinen und Genossen,
dann möchte ich mich mal vorstellen, nachdem ich diagonal über die bisherigen Beiträge gelesen habe. Also, meine Name ist Frank (a.k.a “da phrank”), ich arbeite als Computerfritze und kann es kaum fassen, dass ich schon 30 sein soll.
Angefangen hat die Neuro bei mir erst ziemlich spät in der Pubertät, früher hatte ich halt immer “so trockene Haut” und bekam UV-Bestrahlungen die nichts brachten und klebrige, fettende Cremes die alles nur noch verschlimmerten. Mit 17 hatte ich schon ungefähr 5 mal den Hautarzt gewechselt, so richtig böse war die Neuro aber noch nicht, hin und wieder mal ein paar entzündete Stellen und Juckreiz.
Richtig los ging es erst mit 18 nach einer Blinddarm-OP mit Komplikationen, nachdem ich tagelang mit Medikamten voll gepumpt worden war. Es häuften sich die Schübe, teilweise war mein Hals so offen, dass ich den Kopf nicht mehr drehen konnte, außerdem breitete sich das atopische Ekzem auf Arm- und Kniebeugen aus, Schultern, Rücken, Bauch. Zum Kotzen. Im Sommer 1995 stellte ich mich in der Hautklinik am Biederstein vor und sollte dort meine gesamten Sommerferien verbringen. Man gebot mir, mich nackig auszuziehen, schmierte mich am ganzen Körper mit Farbe und einer braunen, schlammartigen Masse ein und schickte mich zurück auf mein Zimmer. Ich sollte erst ein Jahr später erfahren, was das bringen sollte. Auch sonst war die psychologische Betreuung nicht gerade toll, nach 48 Stunden schrubbte ich das ganze Zeug unter der Dusche herunter, verliess das Krankenhaus auf eigene Verantwortung und bin seitdem nie wieder dorthin zurückgekehrt.
Kurz zuvor hatte ich von meiner damaligen sehr naturverbundenen Freundin ein Buch über die Vorzüge des Eigenurins erhalten — bevor jetzt alle Igitt schreien, Urea ist auch nix anderes als Harnstoff — und probierte das in meiner Verzweuflung aus. Morgend ein Glas vom Mittelstrahl aufgefangen und mit einem Wattebausch auf die offenen Stellen aufgetragen. Das brennt wie Hölle und dauert ungefähr eine Viertelstunde, bis es nachlässt. Man überlegt sich anschliessend zweimal, ob man wirklich kratzen möchte. Diesen Schub konnte ich damit tatsächlich in den Griff bekommen, keine Ahnung ob es an den wundersamen Naturkräften des Eigenurins lag oder meine Angst vor dem fürchterlichen Brennen war. Leider hat der Effekt im laufe weniger Wochen nachgelassen. Ach ja, fies gerochen habe ich nicht, trotzdem bin ich mir die ganze Zeit recht komisch vorgekommen. Man lässt ja nichts unversucht.
Die schlimmste Zeit hatte ich etwa ein Jahr später nach dem Abitur. Da ging es mir wirklich elend, die Hautärzte waren mehr oder weniger hilflos (Cortison, Cortison, Cortison). Der Wendepunkt kam, als eines morgens meine Augen so zugeschwollen waren, dass ich sie nicht mehr aufbekam. Ab da übernahm meine Hausärztin die Behandlung, ich bekan Calzium und Cortison intravenös, Antihistamintabletten, all das harte Zeug. Und… einen Kurantrag in Davos. Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen im Biederstein war ich skeptisch und fuhr nur widerwillig in die Schweiz, wurde dann aber umso positiver überrascht. Mein Kuraufenthalt begann mit einem ausgiebigen Aufklärungsgespräch, wo ich letztendlich auch erfuhr, welche Wirkung diese “Farbe” hatte. Das war damals, also 1996, state-of-the-art in Sachen Neurodermitis-Behandlung. Innerhalb von drei Wochen war ich praktisch erscheinungsfrei, hatte jede Menge netter Leute kennengelernt, gutes Essen genossen und war bereit für mein Studium. Der Effekt hat circa ein Jahr vorgehalten und so schlimm wie vor der Kur war meine Neuro seitdem nie wieder! Das liegt allerdings auch daran, dass ich im Anschluß endlich einen wirklich guten Hautarzt gefunden habe.
Als sich nach und nach die Anzeichen auf ein Wiederaufleben der Neurodermitis häuften, hat er mit mir zusammen verschiedenste Kombinationen von wenig fettenden Wirkstoffen ausprobiert und mich, wenn es nötig war, mit geringen Dosen Cortison und Antihistaminen versorgt. Das klingt jetzt zwar wie herumprobieren, ist in der Essenz aber das Beste, was einem passieren kann: ein Hautarzt, der sich wirklich engagiert, sich fortbildet und seinen Patienten mit einbezieht. Und dann brachte er mir eines Tages von einer dermatologischen Konferenz in Davos Protopic mit. Das war damals in Deutschland noch gar nicht erhältlich, hat aber super funktioniert. Bis heute komme ich damit eigentlich gut aus, leider fehlt mir heute die gute Anleitung dieses Hautarztes, da er vor drei Jahren in Rente ging. So beginnt also die Suche nach einem kompetenten Hautarzt von neuem.
Soviel also zu meiner Geschichte, und vielen Dank, geneigte Leserin oder geneigter Leser, für die mitgebrachte Geduld und das Interesse.
da phrank
1. Dezember 2006 um 8:18 Uhr #10373Hallo Phrank,
es dauert schon eine Weile bis man rausbekommt, was einem wirklich gut tut. Wir müssen uns damit abfinden, dass unsere Krankheit nie wieder aus unserem Leben verschwindet. Wir haben aber gelernt mit ihr zu leben.
Meine Erfahrung mit der ersten Heilpraktikerin ist total in die Hose gegangen. Ich hatte so einen dollen Schub bekommen, dass ich nur am heulen war und nervlich am Ende. Meine Heilpr. konnte mir aber nicht weiter helfen, sie hat mir Sachen verordnet, die für meinen Typ überhaupt nicht abgestimmt waren. Ich bin so sauer auf sie, denn diese Frau hat keine Ahnung von der Neurodermitis. In meinen Augen ist es reine Abzocke gewesen.
Ich bin zu einem Hautarzt gegangen und er hat erstmal tüchtig über sie geschimpft (er kannte sie aber nicht). Er hat mir Cortisontabletten verschrieben, denn was Homöopatisches würde mir jetzt überhaupt nicht helfen. Mir geht es seit zwei Tagen viel besser, seelisch und auch körperlich. Ich habe aber gestern noch eine Heilpraktikerin aufgesucht und diese hat mir eine Therapie vorgeschlagen aber erst wenn ich mit den Cortisontabl. aufhöre. Sie ist bei weitem nicht so teuer wie die andere und bei der habe ich ein besseres Gefühl, dass sie mir helfen könnte aber ich bin jetzt auch vorsichtiger geworden.Ich wünsche dir noch alles Gute…bis demnächst
Irene
4. Dezember 2006 um 12:38 Uhr #10372Hallo Irene!
Ich habe auch schon oft von solchen Erfahrungen mit Heilpraktikern gehört, wie du sie gemacht hast. Leider gibt es unter Heilpraktikern einige schwarze Schafe, die wenig Ahnung haben, aber viel Geld nehmen.
Man sollte sich wirklich gut vorher erkundigen, wie viel Erfahrung und welche Ausbildung der Heilpraktiker hat.
Ich bin in der Hinsicht sehr vorsichtig, da viele HeilpraktikerInnen sehr “ideologisch” sind und nur ihre medizinische Richtung kennen und diese für die einzig richtige halten.
Das kann es aber wohl nicht sein: In deinem Fall hat sich die Lage so sehr verschlimmert, dass die Heilpraktikerin sehen hätte müssen, dass du schulmedizinische Behandlung brauchst. Wenn es einem so schlecht geht, kann einem halt leider nur Kortison helfen!
Ich denke, wenn du wieder auf einem Normallevel bist und sich alles (Haut + Psyche!) beruhigt hat, kannst du über neue Alternativen nachdenken.
Ich bin übigens auch nach der Einnahme von Kortisontabletten zu einem Homöopathen gewechselt. Ich wollte die Tabletten ja eigentlich gar nicht nehmen (ich hatte Angst vor den Nebenwirkungen!), habe mich aber dann von einem Arzt in einer Uni-Klinik dazu überreden lassen. Während der 4 Wochen ging es mir ganz toll, aber nach dem Ausschleichen der Tabletten kam alles wieder – in der gleichen Intensität, also echt schlimm!
Der Homöopath, zu dem ich dann ging, hat das sehr pragmatisch gesehen und hat mir auch “erlaubt”, selten und in geringen Mengen an kleinen Stellen eine Kortisonsalbe zu nehmen, wenn ich’s nicht mehr aushhalte. Ein echter “Hard-Core-Alternativmediziner” hätte das sicherlich ganz unmöglich gefunden! Aber auf diese Weise hat er mir geholfen, auch mal schlimme Situationen (die es dann natürlich auch gab!) zu überstehen und eben auch mal ein bisschen mit Kortison zu “tricksen”.
Da mir die Homöopathie in Endeffekt sehr geholfen hat, wünsche ich dir viel Erfolg mit deinem neuen Heilpraktiker, es ist sicher einen Versuch wert, es noch einmal zu probieren (ich war allerdings bei einem “klassischen Homöopathen”, der auch Allgemeinmediziner ist, also ein Medizinstudium hatte – bei keinem Heilpraktiker).
Viel Erfolg & berichte doch mal in diesem Forum, wie’s weitergeht bei dir!
lg
azzurro -
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