2. Teil: Lernen, wie man psychische Belastungen im Alltag erfolgreich bewältigt
Im Jahr 2008 entdeckten Forscher um Eva Peters von der Charité in Berlin die Bedeutung eines weiteren biochemischen Stresssystems für psychosomatische Hautkrankheiten – der so genannten Neuropeptid-Neurotrophin-Achse. Die Wissenschaftler hatten Mäuse, die unter einer Art Neurodermitis litten, einen ganzen Tag lang Furcht einflößendem Lärm ausgesetzt. Anschließend untersuchten sie die Haut der Tiere auf diverse Entzündungsmarker. Wie Peters und ihre Kollegen bemerkten, vermehrte sich unter Stress eine bestimmte Sorte von Nervenzellen besonders rasch. Die Neurone setzten verschiedene Botenmoleküle frei, darunter den Eiweißstoff “Substanz P”. Dieser wiederum rief Mastzellen auf den Plan – Akteure des Immunsystems, die daraufhin unter anderem Histamin ausschütteten. Der Stoff, der auch bei Allergien eine Rolle spielt, verursacht quälenden Juckreiz und lässt die Haut anschwellen. Offenbar ist er mit dafür verantwortlich, wenn in Phasen psychischer Turbulenzen neue Ekzeme sprießen.
Wissenschaftler suchen nun nach Möglichkeiten, die Substanz P unschädlich zu machen. “Ein Medikament, das den Stoff in seiner Wirkung hemmt, könnte ein wichtiger Therapiebaustein sein, um die Entzündungsreaktionen in der Haut zu bremsen”, hofft Peters. Doch mit Medikamenten allein ist es oft nicht getan. Als Ergänzung zu dermatologischen Behandlungsverfahren setzen Mediziner und Psychologen heute vermehrt auf Entspannungsverfahren und psychotherapeutische Maßnahmen wie Verhaltenstherapie. “Der Bedarf ist hoch”, betont Uwe Gieler von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Gießen. Denn chronische Hautkrankheiten gehen oft auch mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen einher.
Psychodermatologie: Wenn Stress unter die Haut geht – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wissenschaft