- Dieses Thema hat 6 Antworten und 5 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 9 Jahren, 11 Monaten von Anna1990.
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14. Mai 2014 um 9:24 Uhr #8726
Hallo ihr Lieben,
mein Verlobter hat seit seiner Kindheit Neurodermitis.
Wir sind jetzt bereits seit 6,5 Jahren zusammen und eigentlich ist alles super.
Allerdings ist seine Krankheit in letzter Zeit immer schlimmer geworden. Es belastet ihn auch psychisch sehr, sodas er sich immer weiter zurückzieht und mich nicht mehr so richtig an sich ran lässt.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, ich sage ihm zwar immer, dass ich für ihn da bin, egal was ist, aber das scheint alles nicht so richtig zu helfen.Habt ihr vielleicht einen Tipp für mich wie ich mit ihm umgehen soll?
Soll ich ihn eher “in Ruhe lassen” und darauf warten, dass er von sich aus auf mich zukommt oder soll ich ihm gerade jetzt zeigen, dass ich für ihn da bin und mich umso mehr um ihn kümmern?
Ich würde ihm so gerne helfen, ich weiß nur nicht wie!14. Mai 2014 um 10:16 Uhr #48662Hallo Anna,
schön dass du dich deswegen hier angemeldet hast, find ich toll dass du dich so lieb um deinen Freund kümmerst 🙂
Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich hab mich auch extrem zurückgezogen als meine Haut sehr schlimm war. Es ist wirklich sehr sehr belastend, es geht einem körperlich schlecht und jeder kann es auch noch sehen, was psychisch noch zusätzlich Probleme macht. Auch mein damaliger Freund hatte es nicht leicht in der Zeit, ich war ja quasi monatelang schlecht drauf (gelinde ausgedrückt) und körperlich sehr eingeschränkt. Ich war in der Zeit überzeugt davon, von Cortison loskommen zu müssen, und hab alles mögliche alternative probiert. Er hat nicht verstanden warum ich mir das antu, wobei mir gerade da Unterstützung wahnsinnig gut getan hätte. Drum die Frage an dich: weißt du was dein Verlobter grade für seine Haut tut? Vielleicht kannst du ihn dabei unterstützen! Durch Gespräche, durch Ausmachen von Arztterminen, in die Apotheke gehen, ihn bei einer eventuellen Diät unterstützen…. Vorschläge und gut gemeinte Tips kommen eher schlecht an, das haben hier schon viele Neurodermitiker bestätigt. Versuch ihn also nicht irgendwohin zu drängen, versuch lieber zu verstehen warum er sich für eine Therapie entscheidet, falls er das grad tut. Mir hätte es gut getan über all das mit jemandem zu sprechen, der sich dafür interessiert, die Haut war damals einfach das absolut vorherrschende Thema bei mir.
Versuch ihm zu vermitteln, dass du ihn liebst so wie er is, kaputte Haut hin oder her. Es klingt ja so als würdest du das eh schon tun. Ich hab mich extrem hässlich gefühlt damals, aber ein guter Freund von mir hat mir oft Komplimente gemacht (keine aufgesetzten sondern aktuell passende, ehrlich gemeinte), das hat mir richtig gut getan. Erwarte nicht zu viel von deinem Freund, er wird gerade kaum freie Kapazitäten für irgendwas haben. Halt ihm den Rücken frei wenn das geht, und nimm ihn ganz oft in den Arm oder so. Ich hab mich sehr hilflos gefühlt und hätte so gern die Verantwortung für meine Haut und mein Leben abgegeben. Da war’s aber auch schon sehr schlimm.
Also zusammenfassend würd ich nicht sagen dass du warten solltest, bis er auf dich zukommt, das wird er wahrscheinlich erst, wenn es ihm wieder besser geht. Aber das basiert nur auf meinen persönlichen Erfahrungen, und ich mag ein total anderer Mensch sein als dein Freund! Probier in kleinen Schritten aus auf ihn zuzugehen und schau, ob’s ihm hilft. Vielleicht mag er gern gestreichelt werden, an den Stellen über der Kleidung oder so, das kann helfen wieder positive Signale über die Haut aufzunehmen, wo sie doch sonst nur schmerzt und unangenehm ist. Vielleicht mag er sich grade zurückziehen und ist dir dankbar, wenn du für ihn einkaufen gehst. Vielleicht freut er sich, mit dir daheim nen Film zu schauen statt mit auf ne Geburtstagsfeier gehen zu müssen. Was genau meinst du denn mit “schlimmer geworden”? Wie sehr ist er betroffen?
Alles Gute für euch zwei! Neurodermitis ist wirklich hart, nicht nur für den Betroffenen selbst. Du kannst dich hier immer ausheulen oder um Rat fragen, falls du nicht weiter weißt! Oder vielleicht mag sich dein Verlobter auch mal ein paar Sachen durchlesen?
Viele Grüße, Helene
14. Mai 2014 um 17:48 Uhr #48664liebe Anna, dass du deswegen hierher kommst.
Ich bin selbst nicht betroffen, aber meine Kinder. Besonders meine Tochter. Deshalb kenne ich die Position des Zuschauens und Mitleidens. Obwohl das vllt bei Kindern noch mal was anderes ist, als bei Erwachsenen.
Helene, hat schon so viele tolle Tipps gegeben.
Sei für ihn da, so dass er merkt, du interessierst dich für ihn und alles, was eine Überlegungen für bzw. gegen die ND angeht. Aber entwickle auch ein Gespür dafür, wann er es braucht, über die Haut zu sprechen und wann anderes dran ist, damit sich nicht alles nur um die Krankheit dreht.Ich würde auch gern wissen, wie schlimm er betroffen ist, und vllt mag er sich ja hier austauschen.
Viel Erfolg. Ich hoffe, er weiß deine Fürsorge zu schätzen.
15. Mai 2014 um 17:23 Uhr #48665Hallo,
also, aus eigener Erfahrung – ich hatte es fast das ganze letzte Jahr im Gesicht, Hals, Händen, und auch vor 15 Jahren schon mal so – war es für mich gut, wenn mein Partner mich nicht direkt drauf angesprochen hat. Sehr angenehm fand ich auch, dass er mir weder Tipps zum Umgang damit gab, noch irgendwelche Therapieempfehlungen – entgegen vielen anderen Menschen, von der Kollegin bis zu Wildfremden. Jeder weiß, wo’s herkommt, und hat Tips- so, als wäre man zu verblödet, um selbst was zu machen. Gleichzeitig brauchte ich aber das Gefühl, dass mein Partner schon wahrnimmt, dass es mir nicht gut geht, dass ich eingeschränkt bin und wirklich viele Dinge schwierig waren (abends ausgehen, was Unternehmen, Urlaub, usw), auch dass der Energielevel unten ist. Man versucht halt irgendwie, alles zu schaffen, aber das ist schwer. Ich habe mich oft geschämt für mein Aussehen, und als es ewig nicht besser wurde, auch dafür. Man kann manchmal gar nicht glauben, dass der Partner einen nicht einfach verlässt, oder wünscht sich manchmal auch, alleine zu sein, damit man nicht dauernd die Fassade (einigermaßen okay aussehen, nicht kratzen, stark Wirken) aufrecht erhalten muss. Trotzdem ist eine Stabile Partberschaft und vertraute Freunde natürlich das beste, wenn, weil die Sozialkontakte definitiv Leiden. Die Mischung aus, es zu ignorieren, aber wenn ich was dazu sagen wollte, zuzuhören, war eigentlich ganz gut. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er nicht sich hineinversetzen konnte, wie sch… ich mich manchmal fühlte, und das erwarte ich auch von niemand, der es nicht mal hatte… Weshalb für mich der Kontakt zu anderen Betroffenen schon wichtig war. Das mit dem Körperkontakt finde ich auch schwierig, ich mag es an betroffenen Stellen nicht so.
So wäre das bei mir….15. Mai 2014 um 21:06 Uhr #48663Der Umgang mit Neurodermitis-Erkrankten ist eine der schwierigsten Fragen überhaupt.
Auf gar keinen Fall die Krankheit regelmäßig thematisieren.
Nicht verständnisvoll reagieren.
Möglichst normal bleiben und normal leben.
Rücksichtsvoll reagieren, aber nicht zeigen.
Rückzug des Neuro-Partners akzeptieren (er tut es für sich).
Dem Partner viel Freiraum lassen.
Komplimente ganz unterschwellig setzen, nie hervorheben (der Neuro-Partner glaubt es sonst nicht)
Eine Therapie z.B. Ernährungsumstellung gemeinsam durchziehen (… die hilft uns beiden …)
Nicht auf besseren Hautzustand irgendwie hinweisen (der Neuro-Partner kennt seinen Zustand sehr genau)
Betroffene Stellen geht gar nicht.… ganz schwieriges Thema ….
21. Mai 2014 um 8:45 Uhr #48666Wow vielen Dank für die Antworten.
Da ich gerade aus dem Urlaub wiedergekommen bin, werde ich mir morgen mal eure Antworten durchlesen und was dazu schreiben.
Jetzt aber schonmal gaaanz lieben Dank für die Antworten :-):-)22. Mai 2014 um 13:01 Uhr #48667Nochmal ganz ganz lieben Dank für Eure Beiträge!!!!
Also bei meinem Freund ist es momentan so, dass er am Hals, im Gesicht, an den Armen und den Kniebeugen sehr rote und trockene Stellen hat und sich natürlich dort auch viel kratzt, weshalb er viele offene Stellen hat.
Gerade morgens nach dem Aufwachen ist fast das ganze Gesicht rot und er fühlt sich schlecht. Aus dem Grund ist er auch öfter krank geschrieben. Ist es bei euch auch gerade morgens so schlimm? Im Laufe des Tages wird es nämlich ein wenig besser.Ich werde eure Tips ab jetzt mal anwenden und ihm zeigen, dass ich für ihn da bin.
Ich habe bisher immer versucht, im Tips zu geben und Ratschläge, was er besser machen kann. Das werde ich jetzt mal einstellen..
Es ist irgendwie unglaublich schwierig mit der ganzen Situation umzugehen… -
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