Die Verwendung von Zucker ist in unserer heutigen Gesellschaft so selbstverständlich, dass wir uns kaum einen Gedanken darüber machen, dass erst vor ca. 200 Jahren die Herstellung von Zucker, wie wir ihn heute kennen, möglich war. War zuvor lediglich eingedickter Zuckerrohrsaft bekannt, der aus Südamerika importiert werden musste, wurde 1798 der erste Rübenzucker aus unseren heimischen Runkelrüben großtechnisch hergestellt. So begann der Siegeszug des Zuckers und seiner vielen Nebenprodukte.
Doch immer mehr Menschen beginnen sich zu fragen, ob die Zuckermengen, die der heutige Normalbürger bewusst oder unbewusst zu sich nimmt, auf Dauer noch gesund sind. Über 100 Gramm isst jeder Bundesbürger durchschnittlich pro Tag. Selbst gesundheitsbewusste Menschen, die darauf achten, unnötige Zuckeraufnahme (z.B. in Kaffee oder Tee) zu vermeiden, nehmen ihn tagtäglich zu sich, versteckt, als Zusatz in diversen Nahrungsmitteln. Zucker wird heute, wie auch Salz oder Pfeffer, in unzähligen Produkten als Geschmacksverstärker benutzt. Er ist in vielen Fleisch- und Wursterzeugnissen, in Käseprodukten, in Brot und Brötchen und vielem mehr zu finden. Macht sich der Verbraucher einmal die Mühe, die Zutatenlisten der einzelnen Produkte, die er kaufen möchte, zu lesen, wird er feststellen, dass Zucker mittlerweile in fast allen verarbeiteten Nahrungsmittel zu finden ist. So lässt sich schnell ein Verbrauch von 100 Gramm pro Tag zusammen addieren.
Im Gegensatz dazu kommen verstärkt Produkte auf den Markt, die speziell mit ihrer Zuckerfreiheit werben, wie z.B. Ketchup ohne Zucker, um den Verbraucher auf die „gesundheitsbewusste“ Einstellung des Herstellers hinzuweisen. Es ist jedoch äußerst fragwürdig, warum mit Produkten geworben werden muss, die zuckerfrei sind, anstatt generell Produkte zuckerfrei herzustellen. Ein Beispiel ist hier der berühmte Serranoschinken, der vom gleichen Hersteller einmal mit Zucker und einmal ohne Zucker in Supermärkten angeboten wird, je nachdem welcher Supermarkt das Produkt verkauft. Das grenzt schon an Verbrauchertäuschung.
Schon kleine Kinder werden mit Unmengen von Produkten überschwemmt, die Zucker enthalten, sei es durch diverse Limonaden, Tees, Gebäck, gezuckerte Breis und natürlich auch durch die vielen Süßigkeiten, die Kinder heute täglich konsumieren. Die Folge des hohen Zuckerkonsums ist nicht nur bei unseren Kindern zu sehen, sondern leider auch bei immer mehr Erwachsenen: Karies, Übergewicht, Diabetes etc. Ernährungswissenschaftler schließen heute nicht mehr aus, dass auch viele Krankheiten durch den hohen Zuckerkonsum begünstigt werden.
Neurodermitis: Zucker ist nicht gleich Zucker
Dazu müssen wir zunächst zwischen zwei Arten des Zuckers unterscheiden:
Zum einen gibt es da den weißen oder braunen Zucker (brauner Zucker ist ungebleicht), Vollrohrzucker, Traubenzucker und Fruchtzucker. Diese werden durch einen Raffinationsprozess hergestellt, das heißt es handelt sich hier um ein reines isoliertes Konzentrat. Er wird aus dem Zuckerrohr, in Europa aus der Zuckerrübe hergestellt. Auch der Traubenzucker wird nicht aus Trauben und Fruchtzucker nicht aus Früchten hergestellt, es sind ebenfalls chemisch hergestellte Produkte. Weiterhin kann man dazu den Malzzucker, Milchzucker, Ahornsirup, Apfel- und Birnendicksaft, Sirup, Sucanat, Ur-Süsse, Melasse etc. zählen, da es sich hierbei zwar nicht um chemisch hergestellten Zucker handelt, jedoch auch um isolierte Konzentrationen. Sie erscheinen auf den ersten Blick gesünder als herkömmlicher Zucker, da sie noch einen Restbestand an Vitaminen und Mineralstoffen enthalten. Doch die sind so minimal, dass sie vom Körper nicht verwendet werden, da er für die Verarbeitung des Zuckers oder Zuckerersatzes wesentlich mehr Vitamine und Mineralstoffe benötigt, als er bei diesen Produkten angeboten bekommt.
Die zweite Sorte Zucker ist der Energiespender, der z.B. in der Frucht der Pflanze durch natürliche Reife entsteht. Es sind die in der Natur vorkommenden natürlichen Zuckerstoffe oder auch Kohlenhydrate, wie sie auch im Gemüse, Getreide oder der Kartoffel zu finden sind.
Was macht den ersten Zucker so schädlich?
Sehen wir uns den Zuckerstoffwechsel einmal genauer an, so können wir schnell sehen, warum Zucker in größeren Mengen zu sich genommen, so schädlich für den Körper ist.
Alle Kohlenhydrate (dazu zählt auch der Zucker) werden im Körper zu Kohlensäure und Wasser abgebaut. Bei diesem Abbau wird die Energie frei, die wir täglich benötigen um uns zu bewegen, zu denken, schlicht zu leben, d.h. Kohlenhydrate sind lebensnotwendig und müssen dem Körper kontinuierlich zugeführt werden.
Kohlenhydrate werden in drei Zuckerarten unterteilt:
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Einfachzucker (Monosaccharide): Glucose, Fructose, Galactose (Fruchtzucher oder Traubenzucker)
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Zweifachzucker (Disaccharide): Saccharose, Lactose, Maltose (Milch- oder Haushaltszucker)
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Vielfachzucker (Polysaccaride): Stärke, Glykogen, Cellulose (pflanzliche und tierische Stärke)
Der Abbau der einzelnen Zuckerarten ist jedoch nur unter Mithilfe von Vitalstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) möglich
Das heißt, zum Abbau von Zucker muss der Körper diese Vitalstoffe bereitstellen (z.B. für 1g Zucker muß 4,1Gamma Vitamin B1 zur Verfügung gestellt werden (1 Gamma = 1 millionstel g)). Führen wir nun isolierten Zucker zu uns (Einfach- oder Zweifachzucker), der frei von diesen Vitalstoffen oder nur mit einem verschwindend geringen Anteil ausgestattet ist, muss der Körper seine Reserven angreifen, um den Zucker zu verstoffwechseln. Führen wir stattdessen Mehrfachzucker in Form von Obst, Kartoffel etc. zu uns, bringen diese Lebensmittel die notwendigen Vitalstoffe mit, die zur Verstoffwechselung der Kohlenhydrate notwendig sind. Führen wir ständig isolierten Zucker, vielleicht noch in großen Mengen (wir denken an die 100 Gramm pro Tag) bewusst oder unbewusst zu uns, muss der Körper ständig seine Reserven zur Verstoffwechselung des Zuckers angreifen. Werden diese dann nicht durch entsprechende Ernährung aufgefüllt, stellt sich früher oder später ein Mangel an diesen Vitalstoffen ein.
Doch selbst bei einer ausgewogenen Ernährung ist ein Mangel an Vitalstoffen nicht ausgeschlossen, wenn wir ständig hohe Mengen an isoliertem Zucker zu uns nehmen, da die Differenz zwischen verbrauchten und zugeführten Vitalstoffen immer größer wird, je mehr isolierten Zucker wir zu uns führen. Viel besser ist es daher, die für den Körper notwendigen Kohlenhydrate auf natürliche Weise zu sich zu nehmen, z.B. durch Obst, Kartoffeln und Getreide und den isolierten Zucker weitgehend zu meiden.
Ein hoher Zuckerkonsum begünstigt außerdem den nur allzu bekannten Darmpilz Candida albicans, denn der Pilz ernährt sich u. a. von Zucker. Sitz der Pilz im Darm und bekommt nicht regelmäßig Zuckernachschub, versendet er einen Botenstoff, der den bekannten Heißhunger auslöst. Deshalb müssen Betroffene während einer Darmsanierung auf Zucker komplett verzichten, um dem Pilz die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Einige Therapeuten empfehlen sogar den Verzicht auf Obst, da auch Fruchtzucker dem Pilz als Nahrung dient.
Zucker & Neurodermitis: Lieber auf Honig umsteigen?
Honig besteht zu 80% aus Zucker (Fruchtzucker, Trauben- und Rohrzucker). Aufgrund seiner recht klebrigen Eigenschaft macht ihn das noch schädlicher für die Zähne als isolierter Zucker. Honig hat jedoch wertvolle Inhaltstoffe, was ihn in der Naturheilkunde zu einem Heilmittel unter anderem gegen Infektionen macht. Dafür sollte er auch weiterhin verwendet werden, jedoch ist er keinesfalls ein geeigneter Ersatz für den isolierten Zucker. In der ayurvedischen Ernährungslehre gilt erhitzter Honig sogar als Gift für den Körper.
Grundsätzlich kann der menschliche Körper komplett ohne isolierten Zucker auskommen, wenn er die notwendigen Kohlenhydrate über Obst, Kartoffeln, Gemüse und Getreide erhält. Süsse Speisen liefern jedoch nicht nur Kalorien sondern auch Wohlbefinden. Essen wir Süsses so produziert die Bauchspeicheldrüse Insulin. Dieses Hormon sorgt dafür, dass der Eiweißbaustein Tryptophan vom Blut ins Gehirn gelangt, Tryptophan ist die Vorstufe des Botenstoffes Serotonin, der wiederum für unser Wohlbefinden sorgt. Im Normalfall sorgt das Tageslicht für genügend Serotonin. Während der dunkleren Jahreszeit, wenn nicht genug Serotonin gebildet werden kann, neigen wir auch eher zum naschen, als im Sommer.
So ist abschließend festzustellen, dass wenn wir unseren Zuckerkonsum im Auge behalten und versuchen, nicht unnötig isolierten Zucker zu uns zu nehmen, wir damit aktiv etwas zu unserer Gesundheit beitragen.
Fotos: © Lichtbild Austria, M.E., knipseline und motograf / Pixelio
Hallo!
Ein toller Artikel mit allem, was man über Zucker wissen muss, danke!
Bei mir war der viele Zucker sicher einer der Hauptauslöser für die Neurodermitis – als Kind jeden Tag Kakao und Kuchen, naja!
In der TCM (bin Ernährungsberaterin nach TCM) wirkt der Zucker stark befeuchtend und schwächt außerdem die Nieren. Diese „Feuchtigkeit“ merkt man gut an der Haut, wenn sie nässt! Dahinter steht eine geschwächte Verdauung, die nicht alles umwandeln kann. Die Reste (Feuchtigkeit) kommen dann durch die Haut raus!
Wenn ihr über den Zugang der TCM-Ernährung zur Neurodermitis mehr lesen wollt, empfehle ich meine Website http://www.ernaehrungsberatung-wien.at/neurodermitis! Dort findet ihr auch meine Diplomarbeit zum Thema, natürlich gratis! Und viele Tipps in meinem Blog.
Liebe Grüße,
Katharina