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Das Thema Psychologe bzw. Beratungsgespräch hatten wir schon mal und er tendiert eher dagegen. Er möchte sich wahrscheinlich selbst beweisen, dass er die Sache auch so mit sich selbst lösen kann. Erst langsam entwickelt er sich in die Richtung, auch Hilfe anzunehmen. Wer 25 Jahre lang davon ausgeht, dass er diese gar nicht verdient hat, dem fällt es eben schwer diese Haltung abzulegen.
Die Sache ist so: eigentlich möchte er das die Neuro zur Nebensache wird, würde gerne normal leben, essen was er will, Sport machen, arbeiten, mir mir zusammen sein etc., aber dann kommen wieder extreme Schübe, dann geht eben 1 bis 2 Wochen nix mehr. Das kann man dann kaum verdrängen, zumal wenn man dann noch zum Arzt rennt und Kortison bekommt (entweder Creme oder Spritze) damit es überhaupt besser wird. Er muss schon Diät halten, wobei Diät das falsche Wort ist, er reagiert nachweislich auf Laktose, Gluten, Nüsse, Mais, raffinierten Zucker, Ei, Soja, Hühner- und Schweinefleisch, Hefe. Also eine komplette Ernährungsumstellung. Du kannst dir ja denken wie viel da übrig bleibt.
Als Kind war es dann teilweise so schlimm, dass er mehrmals ins Krankenhaus musste (auch aufgrund von Entzündungen der Haut). Seine Eltern sind eigentlich sehr liebevolle Menschen, daran kann es nicht liegen. Seine Großeltern väterlicherseits waren da irgendwie nicht so verständnisvoll und haben die Krankheit auf seine Mutter geschoben, die sich deswegen natürlich nur noch mehr Sorgen gemacht hat. Irgendwann kam es da auch zum Bruch. Aber er hat ganz tolle Großeltern mütterlicherseits. Für die Mitschüler war das meistens natürlich ein gefundenes Fressen, aber er hatte dennoch eine erfüllte und schöne Kindheit und weiß wie er sich durchsetzen muss. Man lernt das auch mit der Zeit bzw. je älter man wird.
Momentan geht er ja auch zum Heilpraktiker. Da kriegt er jetzt Globuli und soll auf Wasser aus Plastikflaschen (allgemein Plastikverpackungen) verzichten. Ich muss sagen, meine Mutter ist da nicht so hinterher bei mir, auch wenn das jetzt nicht unbedingt vergleichbar ist. Ich mache meine Arzttermine seit 6 Jahren selbst. Seine M. wird ja vom Heilpraktiker angerufen, wenn er einen Termin mal vergessen hat. Seine Creme kriegt er vom Apotheker.
Achso außer der Neuro hat er auch Asthma. Er ist auch auf Pollen, Kaninchen und die meisten Katzen allergisch. War auch ein bisschen problematisch, da meine Mitbewohnerin Kaninchen hat und er da schon Probleme mit der Luft hatte. (Gott sei dank zieht sie bald aus…)
Wie du siehst alles nicht so leicht.
Ich denke er muss sich auch erstmal daran gewöhnen, dass es jemanden gibt mit dem er über alles reden kann. Da gab es ja bisher keine Möglichkeit. Männer scheinen untereinander manchmal nicht alles so intensiv zu bereden.
Ich frage mich eher: was wäre gewesen, wenn deine Neuro dauerhaft auf dem Niveau von 4,5 oder 5 geblieben wäre? Hättest du dich da auch von der Persönlichkeit her verändert? Er hat nämlich auch die Bedenken geäußert, dass er seine Persönlichkeit durch die Krankheit stark u.a. auch negativ verändert wird, was dann letztendlich auch der Beziehung einen Knacks verpassen kann.
Vielen Dank erstmal für deine Antwort.
Wir haben kurz nach meinem Post darüber geredet und es kamen viele Dinge hoch (beispielsweise fühlt er sich manchmal fehl am Platz bzw. hat das Gefühl er sollte gar nicht existieren). Das war dann eine sehr sehr tränenreiche und emotionale Situation, aber im Nachhinein hat ihm das geholfen. (Er meinte es hätte gutgetan.) Einfach mal über bestimmte Gedanken reden, die man sonst nicht ausspricht.
Dass die Neuro in nächster Zeit zur Nebensache wird kann ich mir kaum vorstellen, da er strenge Diät halten muss bzw. soll und seine Mutter sehr hinterher ist. Nicht nur was Ernährung angeht sondern auch was Arzttermine oder Termine beim Heilpraktiker betrifft. Er möchte eigentlich gar nicht so oft daran denken, aber er macht sich sehr viele Vorwürfe, dass sie sich so stark um ihn sorgt (und ich natürlich auch) bzw. dass er mal wieder etwas gegessen hat was ihm wahrscheinlich nicht so gut tut. Zudem hat er große Angst vor seiner beruflichen Zukunft. Momentan geht er davon aus, dass er wenn überhaupt nach dem Studium überhaupt nur sehr schwer Fuß fassen kann, da sein gesamter Gesundheitszustand schwankt, was seiner Meinung nach kein Arbeitnehmer mitmachen würde.
Es ist ja auch so, dass ich ihm ganz oft versichert habe, dass ich ihn so nehme wie er ist und dass immer noch tue und auch fest dazu entschlossen bin dies auch in Zukunft zu tun. Mittlerweile weiß ich, dass er sehr hohe Erwartungen an sich selbst hat, obwohl er eigentlich weiß, dass er nunmal nicht alles so wie andere machen kann. Er ist dann einfach enttäuscht von sich selbst und will mich natürlich auch nicht mit hineinziehen bzw. will nicht, dass er mich enttäuscht (weil man vielleicht mal nicht in den Urlaub fahren kann.)
Ich denke jedoch, dass in unserem Alter solche Zukunftsängste nichts unnormales sind. Selbst ich habe die, obwohl es im Studium gut läuft. Wenn man studiert ist eben alles so vage. Man hat noch so viele Schritte vor sich und dieser Berg macht einem ab und zu richtig Angst.
Letztendlich haben wir uns darauf geeinigt darüber zu reden, wenn es Probleme geben sollte. Und das auch ruhig öfter. Und sollte irgendwann mal wirklich der Worst Case eintreten (Depression, Nierenleiden* etc.) kann man immer noch sehen wie es weiter geht. Das mit den Nieren muss man vielleicht erklären: er hat schon als Kind extrem starke Medikamente nehmen müssen, die haben zum Teil sein Wachstum gehemmt. Er musste damals auch öfter ins Krankenhaus, war mehrmals zur Kur an der See. Und sollte es zusehends nicht besser werden, trotz aller Behandlungen und Diäten, kann es gut sein, dass er stärkere Medikamente nehmen muss (steht jedoch nicht endgültig fest).
Das Thema Kinder ist auch so eine Sache, eigentlich will er keinem Kind zumuten, dasselbe durchzumachen wie er. Ich akzeptiere das: selbst ich möchte einem Kind auch keine schwere erbliche Erkrankung mitgeben. Man könnte jetzt hier diskutieren, wer entscheidet welches Leben lebenswert ist, aber man sollte auch respektieren, wenn sich jemand dagegen entscheidet. Zudem ist das Thema für uns noch mindestens 10 bis 15 Jahre entfernt und wer weiß wie man dann darüber denkt bzw. welche Fortschritte die Medizin bis dahin gemacht hat.
Wie gesagt es läuft super und ich habe mit jedem Tag mehr und mehr das Gefühl, dass es zwischen uns passt. Auch wenn es mal Phasen gibt in denen wir uns Raum geben und zwar nicht nur während der Schübe, sondern auch sonst.
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