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2. Juli 2013 um 12:16 Uhr #8485
Hallo,
Antje_A hat in einem anderen Thread was interessantes gepostet:
@Antje_A 49111 wrote:
Leutenberg sagt allgemeint zum Thema Antihistaminika…. Das war 2009 mal ein Thema, 2012 eher weniger… mal sehen ob ich mich noch genau erinnere:
Antihistaminika sollten nicht dauerhaft eingesetzt werden. Sie bauen ja das Histamin im Blut nicht ab, sondern blockieren nur die Reaktionen die es auslöst. Würde man Antihistaminika dauerhaft einnehmen, würde sich das Histamin irgendwann anstauen, das Medikament würde nicht mehr ausreichend wirken können, irgendwann gar nicht mehr. Sie verglichen das mit einer Tür die man zugeschlossen hat. Das Antihistaminikum ist die Tür. Das Histamin wird nicht durchgelassen. Es staut sich hinter der Tür und watet drauf bis es wieder durchgelassen wird, wenn also das Medikament nicht mehr gegeben wird geht die Tür auf. Wird es dauerhaft gegeben wird der Druck irgendwann größer, weil ja durch Ernährung, allergische Reaktionen, Stress und andere histaminauslösende Faktoren immer mehr Histamin gebildet wird und hinter der Tür wartet. Irgendwann quetscht sich das Histamin durch das Schlüsselloch und unter der Tür durch weil der Druck zu hoch wird. Es fängt also an nicht mehr richtig zu wirken. Steigt der Druck weiter wird die Tür irgendwann gesprengt, sie geht auf und das Antihistaminikum wirkt gar nicht mehr.
Antihistaminika seien sinnvoll eingesetzt wenn eine akute allergische Reaktion eintritt, aufgrund einer Reaktion auf ein bekanntes Allergen, also nach Allergenkontakt. Dann sollte man es einige Tage nehmen und dann langsam wieder ausschleichen. Nicht aprupt absetzten weil dann das ganze geblockte Histamin auf einmal frei wird und den Körper auf einmal überflutet sondern langsam, damit das Histamin Schritt für Schritt abgebaut werden kann.
In der Schulmedizin sollen Allergien unbedingt behandelt werden soweit ich weiß, um einen Etagenwechsel oder Verschlimmerung zu verhindern. Weiß jetzt nicht genau was sie zum Dauergebrauch sagt, ich nehm sie eh nur im Frühjahr bei der Birkenblüte und im Sommer bei den Gräsern. Kann aber auch problemlos abrupt absetzen wenn die Blüte vorbei ist und merk keine Verschlechterung danach.
Mich würde eure Expertenmeinung interessieren! Wisst ihr darüber was? Gibt es Studien zum Thema Daueranwendung von Antihistaminika? Wie sieht es mit dem “Histaminstau” und dem Ausschleichen aus?
Viele Grüße, Helene
2. Juli 2013 um 18:26 Uhr #47581Es stimmt, dass Antihistaminika nur die Wirkung von Histamin verhindern, indem sie die Rezeptoren blocken. Allerdings bedeutet das nicht, dass das Histamin dann so lange im Körper existiert und gespeichert bleibt, bis es an die Rezeptoren andockt.
Die Rezeptoren sind sozusagen der “Knopf” dazu, dass das Histamin als Botenstoff bestimmte Stoffwechselprozesse in Gang setzt. Wenn das Histamin andockt, passiert im Körper was: Dazu gehören auch das Auslösen von Juckreiz oder das Regulieren des Schlaf-Wach-Rhythmus, ebenso kann es die kleinen Blutgefäße erweitern und somit zu Hautrötungen führen, es regt die Magensäureproduktion an, löst wichtige Abwehrreaktionen aus. Dies alles sind Wirkungen, die vom Körper durchaus bei gesunden Menschen einen sinnvollen Zweck erfüllen – nur bei Allergien werden sie leider vermehrt angesteuert sind sehr lästig.
Antihistamine blockieren diese Rezeptoren, allerdings nicht, indem sie so tun, als wären sie Histamin. Stattdessen binden sie an eine andere Stelle des Rezeptors und schalten ihn damit sozusagen einfach aus.
Der Abbau von Histamin funktioniert über einen anderen Weg (enzymatisch) und findet im Körper zusätzlich statt. Es wird also Histamin abgebaut, auch wenn die Rezeptoren blockiert sind.
Die meisten Antihistaminika haben keinen Einfluss auf die Aktivität dieser Enzyme, vor allem wichtig ist dabei die Diaminoxidase (DAO). Allerdings wurde wohl beobachtet, dass Cimetidine und Dihydralazine die Aktivität der DAO gesenkt haben. Beide werden eigentlich nicht bei Neurodermitis und/oder Allergien eingesetzt. Das habe ich aber auch wirklich nur in einer einzigen Quelle gefunden.
Fazit: Der Vergleich mit einer Tür, die geschlossen ist, und dem Histamin, das sich irgendwann dann doch “durchquetscht” hinkt meines Erachtens ziemlich. Das Histamin wird abgebaut, weitestgehend unbeeinflusst von den Antihistaminika.
Quellen unter anderem:
Histamine and histamine intolerance (Übrigens sehr interessanter Artikel!)
Pharmacology of Antihistamines
Daily variations of serum diamine oxidase and th… [Inflamm Res. 1998] – PubMed – NCBI6. Juli 2013 um 15:47 Uhr #47579Bin kein Experte, weiss aber, dass die Information so definitiv nicht stimmt. Es gibt definitiv keinen Gewoehnungseffekt auf einzelne Antihistamininka. Haben mir mehrere Oberärzte auf unterschiedlichen Abteilungen bestätigt. Ist finde es bedenklich, Leuten die die Allergietabletten dringend brauchen, mit so einer Falschinformation zusätzlich Angst zu machen. Das mit dem Ausschleichen habe ich auch im Leben noch nicht gehört.
7. Juli 2013 um 15:37 Uhr #47580Ich habe in unserer Uniklinik verschiedene Ärzte sowie vor einigen Jahren die Ärzte in Davos gefragt, inwieweit ein Dauergebrauch von Antihistaminika in irgendeiner Form problematisch sei. Ich nehme diese Medikamente nahezu durchgängig seit vielen Jahren (Tavegil, Aerius, gelegentlich Atarax) . Keiner (!) hat mir davon abgeraten, alle waren der Meinung, daß das nicht schädlich sei. Dagegen meinten sie, solange ich den Juckreiz damit etwas lindern kann, soll ich sie auf jeden Fall nehmen.
Einziger Hinweis bzw Warnung war, daß einige der Antihistaminika besser nur zur Nacht genommen werden sollen, da sie müde machen und die Verkehrstüchtigkeit und Bedienung von Maschinen beeinträchtigen.8. Juli 2013 um 18:09 Uhr #47583Ich kann nur zustimmen. Auch ich nehme Antihistaminika schon seit ca. 22 Jahren und ich bilde mir ein das es hilft.
10. Juli 2013 um 20:05 Uhr #47584Mein letztes Antihistaminikum Cetirizin habe ich einige Jahre genommen. Hatte ganz gut geholfen und auch nicht müde gemacht. Der einzige Nachteil: Es hat anfangs etwas gedauert, bis die Wirkung eingesetzt hat.
Zur Dauereinnahme liegen halt noch nicht genügend Langzeitstudien vor – daher wird dann im Beipackzettel erwähnt, dass man es nicht dauerhaft nehmen sollte. Und halt auch nicht ohne ärztlichen Rat…
Meine Erfahrung mit Cetirizin war, dass es irgendwann nicht mehr geholfen hat.
Jetzt nehme ich homöopathische Mittel, mit denen ich besser klarkomme.
13. Juli 2013 um 11:47 Uhr #47582wir waren ja vor kurzem in neukirchen und dort wird standardmäßig antihistaminika verordnet.
auf meine frage, ob wir das auch nur bei bedarf nehmen könnten, meinte der arzt: ja, könnten wir. ich sollte aber bedenken, das der körper einen gewissen spiegel braucht, damit es optimal wirkt.also eher in die richtung wie mein vorredner.
wir bekamen dort morgens und abends 5 ml tavegil (für mein fast achtjähriges mädchen) bei bedarf auch zwischendurch noch mal und nachts bei bedarf xusal akut tropfen.
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